79-Jährige kommt wieder auf freien Fuß

KOBLENZ. (DiL) Die 79-jährige Rosa A. aus Gerolstein wird aus der Untersuchungshaft entlassen. Das Landgericht Koblenz gab einer Haftbeschwerde ihres Verteidigers statt. Die Beschuldigte sei "nicht dringend verdächtig", im Jahr 1972 gemeinsam mit ihrem Geliebten ihren Ehemann ermordet zu haben.

Der Fall der Italienerin, die seit Jahren in Gerolstein lebt, hatte bundesweit Aufsehen erregt. Anfang August war sie aufgrund von Beschuldigungen durch Verwandte wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft genommen worden. Eine Schwägerin soll auf dem Sterbebett behauptet haben, Rosa A. habe vor 34 Jahren gemeinsam mit ihrem Geliebten Antonio P. ihren Ehemann ermordet und auf einer ehemaligen Müllkippe bei Burgbrohl (Kreis Ahrweiler) verscharrt.Der Staatsanwaltschaft und dem zuständigen Amtsgericht reichten die Indizien für einen Haftbefehl aus, das Landgericht sah es, wie der TV erfuhr, völlig anders. Die "Tatsachengrundlage" sei "nicht ausreichend, um eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Beteiligung der Beschuldigten an einem Mord an Vincenzo A. zu begründen". Es gebe "lediglich Aussagen von Zeugen, die ihr Wissen wiederum von einer Zeugin ableiten, die ihrerseits lediglich erzählt bekommen hat, wie sich die Tat zugetragen haben soll".

Ganz ähnlich hatte sich schon vor Wochen der Trierer Anwalt Otmar Schaffarczyk geäußert, der Rosa A. vertritt. Seine Mandantin sei "nur aufgrund von Gerüchten und Vermutungen festgenommen worden", hielt er der Staatsanwaltschaft vor. Das Landgericht gab ihm recht: Es handele sich "lediglich um Indizien", die aufgrund des Todes der potenziellen Zeugin nicht mehr überprüfbar und zudem "fragwürdig" seien, weil die Zeugen der Aussage auf dem Sterbebett ihrerseits zwei verschiedene Versionen der angeblichen Tat schilderten.

Für die Richter ist nicht einmal klar, dass Vincenzo A. am mutmaßlichen Tattag überhaupt gestorben ist, noch weniger, dass Rosa A. daran beteiligt gewesen wäre und erst recht nicht, dass es sich um einen Mord handeln könne. Zwar deute manches auf ein Tötungsdelikt hin, aber die Rolle der Beschuldigten sei dabei völlig offen. Könne ihr aber kein Mord nachgewiesen werden, sei eine mögliche andere Tat ohnehin verjährt.

Der Koblenzer Chef-Staatsanwalt Horst Hund will das Verfahren dennoch weiterführen. Er rechnete aber ebenso wie Verteidiger Schaffarczyk mit der Freilassung von Rosa A. noch am gestrigen Abend.

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