Abgesang statt Perspektive

Die Pressekonferenz zur Vorstellung der Antikenfestspiele 2006 hatte manches von einem Abgesang. Von einem Abgesang auf die großen Pläne, auf die Idee von einem überregional strahlkräftigen Festival, das mit hochwertigen Angeboten den Fokus auf die antiken Stätten Triers lenkt und Besucher aus einem weiten Einzugsgebiet anlockt.

Stattdessen bietet man bei den Produktionen dieses Jahres überhaupt nur noch 8000 Plätze an. Will heißen: Selbst wenn alles ausverkauft ist, schrumpfen die Festspiele zunehmend zur Reclam-Ausgabe. Und ob die vorhandenen Plätze überhaupt verkauft werden können, ist auch noch zweifelhaft, angesichts eines sperrigen Programms, bei dem kaum mehr große Namen das breite Publikum ansprechen. René Kollo in einer Sprech-Rolle (!) wird es allein wohl kaum richten. Und das groß angelegte "moderne" Projekt mit einer Verschmelzung von Tanztheater, Oper und Schauspiel, das neues Publikum nach Trier hätte ziehen können, wurde aus Kostengründen gestrichen - worüber offenkundig keiner mehr so gerne redet. Das wäre alles nicht so schlimm, könnte man das Jahr 2006 als Rekonvaleszenz-Spielzeit nach dem fehlgeschlagenen Musical-Experiment der letzten Saison betrachten, der dann 2007 ein fulminanter Neustart folgt. Davon aber war nicht mit einem Satz die Rede, so wenig wie von einem künftigen Konzept und mittelfristigen Perspektiven für die Festspiele, die weder Kulturdezernent Holkenbrink noch Intendant Weber ein Wort wert waren. Der Vorsitzende des Fördervereins, wiewohl angekündigt, war gar nicht erst erschienen. Das alles klingt nicht nach trotzigem Aufbruch, sondern nach mutlosem Abverwalten einer großen Idee. Wenn nicht schleunigst nachgelegt wird, und zwar öffentlich wahrnehmbar und mit einem klaren Signal für die nächsten Jahre, dann werden Festspiel-Gründer Lukas-Kindermanns düstere Prognosen schneller wahr, als sich mancher denkt. d.lintz@volksfreund.de

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