Abschied von der Bahn

Die Bahn wird (teil)-privatisiert. Das ist beschlossene Sache. Daran wird auch der heute geballt vorgetragene Protest der Länderverkehrsminister nichts ändern.

Sie können allenfalls die Folgen abmildern, dass etwa beim Posten für den Erhalt der Schienenwege noch nachgebessert und zugesichert wird, dass die Bahn jedes Jahr tatsächlich nicht weniger als 2,5 Milliarden Euro in das Netz steckt. Ohne diese Zusage haben die Länder keine Planungssicherheit für den eigenen Haushalt.Die Kunden müssen sich aber auf jeden Fall von der bisherigen Bahn verabschieden. Das mag in den meisten Fällen sogar relativ leicht fallen, ist das Unternehmen in der Vergangenheit doch nicht gerade durch seine Kundenfreundlichkeit und Service-Orientierung aufgefallen. Die privatisierte Bahn wird aber noch weniger kundenfreundlich sein. Sie muss Gewinne machen, die Anleger wollen möglichst schnell Rendite sehen. Und die können nur gemacht werden, wenn man sich auf lukrative Geschäfte konzentriert. Der Nahverkehr gehört nicht dazu. Daher sind die Befürchtungen in Mainz und von Privatisierungsgegnern keine Schwarzmalerei, sondern bittere Realität. Es wird deutlich weniger Verbindungen und noch schlechteren Service zu erheblich teureren Preisen geben. Mehr Wettbewerb wird es auch nicht geben. Private Konkurrenz wird durch überhöhte Trassenpreise abgehalten. Regionen wie unsere werden im wahrsten Sinne abgekoppelt, siehe Privatisierung der Bundespost. Die Investoren der neuen Bahn nehmen jedenfalls keine Rücksicht auf bessere Verbindungen in die Eifel. Die Bahn wird zum Global Player, auf Kosten der Kunden und Länder. Für Verkehrs(!)-Minister Wolfgang Tiefensee ist die Privatisierung eine wirtschaftspolitische Entscheidung. Statt effiziente Konzepte für mehr Fahrgäste auf der Schiene, zielt er nur auf die Milliarden, die der Bahn-Verkauf bringt, und macht damit den Job eines Wirtschaftsministers.

Wie es anders geht, zeigt die Schweiz. Seit acht Jahren ist die Staatsbahn privatisiert, befindet sich aber zu hundert Prozent im Besitz der Eidgenossenschaft. Ein Erfolgsmodell: moderne, pünktliche Züge, die selbst in das kleinste Berg-Dorf fahren, fast nur zufriedene Kunden und Gewinne für den Staat.

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