Absurde Züge

Der Streit um die Arbeitsmarktreformen nimmt absurde Züge an. Nicht nur deswegen, weil darüber debattiert wird, ob der Protest das historisch so bedeutsame Prädikat "Montagsdemonstration” für sich vereinnahmen darf. Diese typisch deutsche, von einem Übermaß an Befindlichkeiten gesteuerte Diskussion war ja zu erwarten gewesen. Nein, besonders absurd ist, dass diejenigen, die die Kürzungen durch Hartz IV mit beschlossen haben, sich nun an die Spitze der Bewegung setzen wollen - oder schon längst gesetzt haben. Wer gestern Abend auf die Straße ging, durfte dies getrost als puren Hohn seitens einer in Teilen vergesslichen Opposition empfinden. Dessen aber noch nicht genug an Absurditäten: Dass Deutschland sich in einer Hartz-Hysterie befindet, hat die Bundesregierung zu einem großen Maß mit verschuldet. Sie muss sich nicht wundern, wenn andere nun - ob gerechtfertigt oder nicht - daraus politisches Kapital schlagen wollen. Denn für diese Vorhaben gilt doch ebenso: Es wird gegackert wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen, permanent die Reform der Reform debattiert, und das Beschlossene mal wieder nicht erklärt. Wer jetzt also eine Informationskampagne starten will, um Details, Sinn und Zweck von Hartz IV zu vermitteln, kommt damit wahrlich um einige Monate zu spät. Bei offenkundigen Gerechtigkeitslücken hilft allerdings auch die Erklärung nicht - egal ob früher oder später. nachrichten.red@volksfreund.de

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