Ältere ohne Job in der Armutsfalle

TRIER. (sas) Arbeitnehmer sollen länger arbeiten – und später in Rente gehen. Doch nur wenige Betriebe geben älteren Arbeitslosen noch eine Chance. Stattdessen geraten Ältere ohne Job zunehmend in die Armutsfalle.

Wer 45 Jahre gearbeitet hat, hat auch Anspruch auf seine Altersrente. Davon sind viele Arbeitnehmer überzeugt. "Doch das ist ein Trugschluss", sagt Ute Ohlmann von der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA). Denn frühestens mit 60 Jahren lässt sich eine Altersrente beantragen, und selbst dann ist mit Abschlägen bis maximal 18 Prozent zu rechnen. Noch kritischer ist es aber für diejenigen, die mit Ende 50 arbeitslos werden. In der Region gibt es derzeit 1547 Arbeitslose, die älter als 55 Jahre sind, rund drei Prozent mehr als im Vorjahr. Viele Ältere ohne Job - rund 400 000 bundesweit - haben die so genannte "58er-Regelung" unterschrieben und so eine Art subventionierten Vorruhestand erreicht. Für 32 Monate gibt es für Ältere ab 57 Jahre Arbeitslosengeld, danach gab es bis Ende 2004 Arbeitslosenhilfe. Doch seit diesem Jahr greift Hartz IV. Rund 164 000 Betroffene sind seitdem auf das niedrigere Arbeitslosengeld (ALG) II von 345 Euro monatlich angewiesen. Nach Berechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) müssen sie im Einzelfall auf bis zu 500 Euro im Monat verzichten. Zudem wird von Februar an die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I auf 18 Monate gekürzt. Sieben Musterklagen bei Sozialgerichten gegen die Verschärfungen bei ALG I und II unterstützt der Sozialverband Deutschland derzeit. "Das ist ein klarer Fall von Vertragsbruch", ist Verbandspräsident Adolf Bauer überzeugt, der den Vertrauensschutz gefährdet sieht. Der Paritätische Wohlfahrtsverband rechnet mit bis zu 229 000 weiteren Empfängern des Arbeitslosengeldes II. "Alle diese Menschen haben mit der Perspektive gearbeitet, im Alter eine gewisse Versorgung und Ersparnis zu haben. Nun müssen sie entweder ihre Konten aufbrauchen oder ihr Eigentum verkaufen", sagt Manfred Pörsch, Berater des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes für Rheinland-Pfalz und Geschäftsführer der Arbeitslosen Selbsthilfe Mainz (ASM). "Ich sehe die Kluft zwischen Arm und Reich im Alter zunehmend auseinander driften. Immer mehr Menschen werden mit 50 Jahren in die Armut gedrückt", sagt Pörsch. Auch wenn die "58er-Regelung" im Febraur 2006 ausläuft und auch ältere Arbeitslose wieder bei der Arbeitssuche mithelfen müssen, werden nur wenige eine Chance auf einen neuen Job haben: Laut einer Umfrage unter 1260 Firmen wollen nur 43 Prozent der Befragten in den kommenden Jahren Mitarbeiter über 50 einstellen.

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