Ärger programmiert

Wenn das mal keinen neuen innerkirchlichen Ärger gibt: Papst Benedikt XVI. will offenbar die Regeln für die auf Latein gehaltenen Messen lockern. Die so genannten Tridentinischen Messen (Markenzeichen: Latein, Pfarrer drehen Gläubigen den Rücken zu) waren bis zur Liturgie-Reform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den 60er-Jahren in der Römisch-Katholischen Kirche die übliche Form des Gottesdienstes.

Dann wurde die alte Messordnung faktisch abgeschafft und durch eine deutlich liberalere ersetzt. Sehr zum Missfallen einiger Traditionalisten, die teils sogar von "Verrat an der Kirche" sprachen. Erst 1988 ließ der Vatikan die Tridentinischen Messen wieder zu - wenn auch unter strengen Auflagen und nur mit dem ausdrücklichen Segen des jeweiligen Bischofs. Diese - im Bistum Trier bislang zwei Mal erteilte - "Sondergenehmigung von oben" scheint demnächst nicht mehr nötig zu sein. Wenn den Gläubigen der Sinn nach dem alten Messritus steht, muss der Bischof dies künftig auch ermöglichen. Was die Traditionalisten schon feiern, dürfte vielen Bistumsoberhäuptern gar nicht gefallen. So sprach die Bischofskonferenz erst jüngst in Fulda von einem sehr geringen Interesse am alten Messritus. Heißt im Klartext: Es gibt keinen Grund, an der bestehenden Regelung etwas zu ändern. Das sieht der Papst offenbar anders. Da ist Ärger programmiert. Unschwer zu erraten, wer am längeren Hebel sitzt. r.seydewitz@volksfreund.de

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