Ahnen stellt die Weichen für den Schulstart

Mainz · Nach den Sommerferien starten die ersten Klassen der Grundschulen im Land mit maximal 24 Schülern. "Dieser Schritt ist auch ein Beitrag zur Standortsicherung kleiner Grundschulen. Die Eifel oder der Hunsrück mit den vielen kleinen Schulen werden davon profitieren", sagt Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD).

Alle Jahre wieder entschwinden in den Parlamentsferien die Abgeordneten und das Kabinett zeitig in den Urlaub, während eine zunächst noch drei Wochen lang die Stellung hält: Bildungsministerin Doris Ahnen. "Die Vorbereitungen für das neue Schuljahr sind im vollen Gang", begründet sie. Fast 550 frei gewordene Planstellen von Lehrern müssten besetzt, außerdem Vertretungsverträge abgeschlossen und der neue Vertretungspool zum Laufen gebracht werden.
Seit zehn Jahren ist die 46-jährige gebürtige Triererin im Amt. Davor war sie schon fünf Jahre lang als Staatssekretärin im Bildungsbereich aktiv. Kein Wunder, dass sie bundesweit als ausgewiesene Expertin gilt. Und doch hat Doris Ahnen zu Beginn dieser Wahlperiode in Rheinland-Pfalz erheblichen Gegenwind bekommen. Die Lehrerverbände und die oppositionelle CDU gingen auf die Barrikaden, als das Ministerium die Verträge von Vertretungslehrern unter die Lupe nahm und das Verfahren neu regelte. Eine drastische Verschlechterung der Unterrichtsversorgung wird befürchtet.
"Wenn 40 Prozent der Ausgaben des Landes in den Bildungsbereich fließen und gleichzeitig gespart werden muss, guckt man genau hin", erläutert die Ministerin. Es habe "Aufregungen und Verunsicherungen gegeben, letzteres war teils verständlich". Ahnen ist überzeugt davon, dass alles geregelt sein wird, bevor sie zum zehntägigen Wandern in Liechtenstein und der Schweiz aufbricht. Vorwürfe, der Unterrichtsausfall werde dramatisch, weist sie strikt zurück. "Da wurden Zahlen in die Welt gesetzt, die niemals so eintreten werden." Die Ministerin äußert Verständnis dafür, dass Gewerkschaften und Lehrerverbände "aus einer bestimmten Perspektive heraus" Forderungen aufstellen. Damit müsse man professionell umgehen. "Manchmal meine ich, sie wären noch etwas glaubwürdiger, wenn sie realistischer fordern würden."
Eine dritte Amtszeit als Ministerin bedeutet Kontinuität im Bildungsbereich, das schätzt Ahnen. Ihr großes Ziel bleibt es, dass die Schulen leistungsfähiger werden, und dass es gleichzeitig sozial gerecht zugeht. "Da haben wir schon viel erreicht, aber an diesen Themen muss man ständig weiterarbeiten."
Landesweit kleinere Schulklassen


Allerdings haben sich manche Vorzeichen gewandelt. Diesmal lautet eine der Vorgaben, landesweit kleinere Klassen in Grundschulen und später in den Orientierungsstufen zu organisieren. Außerdem müssen die knappen Mittel effektiv eingesetzt werden bei stark sinkenden Schülerzahlen. Und es gibt die Herausforderung der Inklusion, also des gemeinsamen Unterrichtens behinderter und nicht behinderter Kinder. "Wir wollen ein vorbehaltloses Wahlrecht für die Eltern verankern. Sie sollen entscheiden, ob ihr Kind integrativ oder in einer Förderschule unterrichtet wird", sagt die Bildungsministerin.
Wer so lange im Geschäft ist wie Doris Ahnen, dessen Name fällt auch immer wieder, wenn es um höhere Ambitionen geht. Ist die Blondine eine Kandidatin für die Nachfolge von Ministerpräsident Kurt Beck? Ahnen hält sich bedeckt. "Mein Job macht mir großen Spaß." Alles andere sei für sie kein Thema. Sie habe es sich zum Grundsatz gemacht, Entscheidungen zu fällen, wenn sie anstünden. Ob es hinderlich sein könnte, dass sie bei der Landtagswahl ihren Mainzer Wahlkreis mit 13 Stimmen gegen CDU-Mann Wolfgang Reichel verloren hat? "Da müssen Sie andere fragen", antwortet Ahnen. Um anzufügen: "Knapper verlieren kann man allerdings auch nicht."
Möglicherweise könnten sich auch bundespolitische Perspektiven ergeben, wenn in zwei Jahren ein neuer Bundestag gewählt wird. Doris Ahnen ist Mitglied des Bundespräsidiums der SPD, der Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel schätzt ihren Rat. Auch dazu äußert sie sich aber nicht. Dass sich die Partei derzeit neu organisiert, findet sie "richtig". Welchen Stellenwert die Mitglieder der SPD hätten, das sei ein "besonders sensibles Thema". Gabriel will möglicherweise den nächsten Kanzlerkandidaten auch von Menschen wählen lassen, die nicht SPD-Mitglieder sind. Ahnen sagt dazu: "Die rheinland-pfälzische SPD wird im Herbst ihre Position festlegen. Die Diskussionen laufen schon."
Apropos SPD-Kanzlerkandidat: Derzeit ist der ehemalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück im Gespräch. Auch Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier wird gehandelt (siehe Umfrage des Tages, Seite 2). Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin hält sich auch hierbei zurück und sagt: "Das ist eine Diskussion zum falschen Zeitpunkt."

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