"Alle Befürchtungen bestätigt"

Nach dem Rücktritt von Finanzminister Ingolf Deubel befürchtet der rheinland-pfälzische Bund der Steuerzahler für die Finanzierung des Projekts das Schlimmste: Dass nun die Bürger alles bezahlen müssen.

Trier/Köln. (jm) Über die Lage am Nürburgring sprach unser Mitarbeiter Jens Meifert, Redakteur der Kölnischen Rundschau, mit Stefan Winkel, dem Pressesprecher des Bunds der Steuerzahler Rheinland-Pfalz.

Die private Finanzierung des Nürburgring-Ausbaus ist geplatzt. Wie beurteilen Sie den Vorgang?

Winkel: Das Ganze war vor langer Zeit mit einer rein privaten Finanzierung geplant, nun gibt es überhaupt keinen Investor mehr, die öffentliche Hand muss es tragen. Damit sehen wir uns in allen Befürchtungen bestätigt.

Die da lauteten?

Winkel: Dass es ein zweifelhaftes Projekt ist - mit zweifelhafter Rentabilität. Das zeigt sich schon, weil es so wenig privates Engagement gibt und so wenig Interesse von privaten Kapitalgebern.

Das klang offiziell ganz anders. Ist die Nürburgring GmbH über den Tisch gezogen worden?

Winkel: Die Finanzierung ist ein anderes Thema. Lange war ja geplant: Einen Teil macht das Land, und den anderen Teil ein privater Investor. Dann musste die "Mediinvest" mit öffentlichem Geld unterstützt werden, und man hat wieder einen privaten Geldgeber gesucht. Da kommt der Schweizer Geschäftsmann Urs Barandun ins Spiel. Das hat nicht funktioniert, und wir vermuten, dass Herr Barandun nicht ehrlich war. Da stellt sich schon die Frage, mit welchen Personen sich die Landesregierung bei so einem Projekt einlässt. Schlimm ist, dass die GmbH auf Geheiß der Landesregierung die Unterlagen der Staatsanwaltschaft übergeben soll. Damit entzieht man den Vorgang wieder dem Parlament, das seit Jahren an der Nase herumgeführt wurde. Das ist eine Frechheit.

Sie vermuten einen Schachzug, um die Dinge aus der öffentlichen Debatte zu halten?

Winkel: So ist es.

Das über Urs Barandun entwickelte Geschäftsmodell basierte offenbar auf dem Aufkauf von Lebensversicherungen in den USA, mit attraktiven Renditen. Darf sich eine Landesregierung auf so ein Modell einlassen?

Winkel: Man hat gesehen: Da können wir richtig Geld sparen. Aber es hat natürlich einen Beigeschmack, wenn eine öffentliche Stelle sich darauf einlässt. Wenn der Finanzminister nicht mal dem Parlament erklären kann, was er da vorhat, sollte er es vergessen.

Sie kritisieren aber auch das Projekt insgesamt, warum?

Winkel: Alle Experten, mit denen wir gesprochen haben, sagen: Das ist nicht in die Gewinnzone zu bringen. Es ist ja kein wirklicher Vergnügungspark, das Konzept ist nicht stimmig. Das sieht man an dem mangelnden Interesse privater Investoren.

Was hat das für Folgen für den Steuerzahler?

Winkel: Wir gehen davon aus, dass die Nürburgring GmbH höhere Verluste einfahren wird als vorher. Die Formel 1 wird weiter keine Gewinne einfahren können. Dazu kommen die Defizite des Vergnügungsparks. Die muss der Steuerzahler tragen.

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