Alle loben die Nato, nur einer nicht

Über Deutschlands Rolle beim Sturz von Diktator Gaddafi haben sich Befürworter und Kritiker der Libyen-Politik heftig zerstritten. Im Mittelpunkt der Wortgefechte: Außenminister Guido Westerwelle. Hier die wichtigsten Zitate der Debatte:

"Wir haben ja mit unseren Instrumenten, nämlich auf politischem Weg, unseren Beitrag dazu geleistet, dass sich in Libyen mehr und mehr der Weg in Richtung Demokratie ebnet." "Wir haben uns mit eigenen Kampftruppen als Deutsche nicht an dem Krieg in Libyen beteiligt, diese Entscheidung war auch richtig, sondern wir haben auf die internationale Isolierung gesetzt, auf vor allen Dingen die politischen und wirtschaftlichen Sanktionen." "Und diese Sanktionspolitik war augenscheinlich erfolgreich, denn sie hat das Regime Gaddafi nicht nur isoliert, sondern ihm auch die Nachschubmöglichkeiten abgeschnitten."Drei Mal Guido Westerwelle (FDP) im Deutschlandfunk am 23. August. "Unser tiefer Respekt und unsere Dankbarkeit gelten auch unseren Verbündeten, die Gaddafis Mordeinheiten entscheidend in den Arm gefallen sind."FDP-Parteichef Philipp Rösler am 26. August in der Passauer Neuen Presse, nachdem Westerwelle weiterhin keinen Respekt für den Nato-Einsatz geäußert hat. "Ich empfinde Respekt vor unseren Verbündeten, die Gaddafis Kriegsmaschinerie zerschlagen haben."FDP-Generalsekretär Christian Lindner am 27. August in der Frankfurter Rundschau. "Wir stehen fest zu unseren Verbündeten und zur Nato, für deren Einsatz ich tiefen Respekt habe."Kanzlerin Angela Merkel am 28. August in der Bild am Sonntag. "Ich bin der Auffassung, wir sollten uns als Deutsche im Augenblick jetzt zurückhalten. Wenn wir gefragt werden, wenn wir um Hilfe gebeten werden - selbstverständlich müssen und werden wir unseren Beitrag leisten. Aber wir stehen jetzt nicht auf Platz eins bei der Siegerehrung."Unions-Fraktionschef Volker Kauder am 28. August im Deutschlandfunk. "Wir haben allen Grund, unseren Partnern in der Nato zu dem Erfolg in Libyen zu gratulieren, der keineswegs selbstverständlich war."Der FDP-Politiker Werner Hoyer, Staatsminister unter Westerwelle im Auswärtigen Amt, am 27. August in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Wir haben uns mindestens dreimal geirrt - nicht nur wir Deutschen, der ganze Westen." Gaddafi sei erst "massiv unterschätzt" und dann "massiv überschätzt" worden. "Dann haben wir gesagt, es wird lange anhalten, und es gibt überhaupt keine Veränderungen, und in einer Woche war Tripolis erobert."Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) am 26. August in der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin. "Es ist schlicht würdelos, dass Westerwelle jetzt so tut, als ob seine damaligen Entscheidungen zum Sturz von Gaddafi geführt haben." SPD-Chef Sigmar Gabriel am 27. August in der Rheinischen Post. "Unser Boykott hat den Gaddafi nicht mal irgendwo erreicht, es waren die Waffen unserer Nato-Partner, es war nicht die deutsche Zurückhaltung. (...) Da können die in Berlin reden, was sie wollen, bis hin zur Peinlichkeit."EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) am 27. August in Hanau. "Das Verhalten der Bundesregierung im Libyen-Konflikt mit der Enthaltung im Uno-Sicherheitsrat ist ein einziges Debakel, vielleicht das größte außenpolitische Debakel seit Gründung der Bundesrepublik."Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne) am 28. August im Spiegel. "Wir haben Respekt für das, was unsere Partner zur Erfüllung von Resolution 1973 des UN-Sicherheitsrates geleistet haben." Guido Westerwelle am 28. August.

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