Alles in einem großen Topf

Die Zukunft des Gesundheitsfonds ist ungewiss, die FDP will ihn abschaffen, die Union hält an ihm fest. Gleichzeitig wird bekannt, dass trotz Fonds den Kassen ein Milliarden-Defizit droht. Der TV beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum gibt es den Gesundheitsfonds?

Die Große Koalition konnte sich bei der Gesundheitsreform nicht auf eine Umgestaltung der Finanzierung der Krankenversicherung einigen. Als Kompromiss einigte man sich auf den Gesundheitsfonds, der am 1. Januar 2009 startete.

Wie funktioniert der Gesundheitsfonds?

Alle Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen bezahlen seit Januar den gleichen Beitragssatz, unabhängig, in welcher Kasse sie versichert sind. Die Beiträge fließen in einen großen Topf, den Gesundheitsfonds. Der Beitragssatz beträgt derzeit 14,9 Prozent, davon tragen Arbeitnehmer 7,9 und Arbeitgeber sieben Prozent. Hinzu kommen in diesem Jahr noch vier Milliarden Euro an Steuergeldern, ab 2010 jährlich 1,5 Milliarden. Damit sollen die Beiträge von Kindern und nicht versicherten Ehepartnern finanziert werden. Insgesamt stehen den Kassen 167 Milliarden Euro zur Verfügung.

Wie wird das Geld verteilt?

Wie viel Geld die Kassen aus dem Fonds erhalten, hängt ab von dem Alter, dem Geschlecht und der Häufigkeit von Erkrankungen (Morbidität) der Versicherten. Hat eine Kasse viele chronisch kranke Mitglieder, erhält sie mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds, etwa für die Behandlung von Diabetes, Multipler Sklerose oder Demenz.

Warum kommen die Kassen mit dem zugewiesenen Geld nicht aus?

Die Ausgaben sind gestiegen. Allein in Rheinland-Pfalz haben die gesetzlichen Krankenkassen von Januar bis Juli 5,6 Prozent (insgesamt 759 Millionen Euro) mehr für Arzneimittel ausgegeben und das, obwohl laut Techniker Krankenkasse weniger von den Ärzten verordnet wurde. Medikamente sind teurer geworden. Hinzu kommt, dass die Menschen immer älter und damit auch kranker werden - für sie muss mehr ausgegeben werden. Auch die Ausgaben für Krankenhäuser und Arzthonorare sind gestiegen.

Auf der anderen Seite fehlt es dem Fonds an Einnahmen, wegen steigender Arbeitslosigkeit. Arbeitslose bezahlen keine Kassenbeiträge.

Werden die Beiträge der Krankenkassen steigen?

Erst wenn durch den Fonds die Ausgaben der Kassen nicht mehr zu 100 Prozent gedeckt sind, muss der Einheitsbeitrag angehoben werden. Dadurch würden aber auch die Lohnnebenkosten wieder steigen. Um Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu entlasten, wurde der Beitragssatz erst zum Juli von 15,5 auf 14,9 Prozent gesenkt. Falls die Kassen mit dem zugewiesenen Geld nicht auskommen, können sie von den Versicherten Zusatzbeiträge erheben - maximal ein Prozent des Bruttoeinkommens. Viele Kassen werden versuchen, das zu vermeiden, weil die Versicherten sofort zu einer anderen Kasse wechseln können.

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