Als tote Amseln für Panik sorgten

Vor fünf Jahren gab es die ersten Vogelgrippefälle in Deutschland. Rheinland-Pfalz blieb bislang von der Tierseuche verschont. Trotzdem halten Experten die damaligen Vorsichtsmaßnahmen für richtig.

 Solche Warnschilder waren vor fünf Jahren oft zu sehen.Foto: dpa

Solche Warnschilder waren vor fünf Jahren oft zu sehen.Foto: dpa

Trier. Tote Vögel versetzen heute keinen mehr in Panik. Vor fünf Jahren war das noch anders. Sobald jemand im Garten eine tote Amsel fand, hat er die Feuerwehr angerufen. Die kam in Schutzanzügen und packte den Kadaver ein. Kurz zuvor waren die ersten Fälle von Vogelgrippe in Deutschland gemeldet worden. Bei drei toten Schwänen auf der Insel Rügen wurde das Virus H5N1 nachgewiesen. Die bis dahin vor allem in Asien und Osteuropa grassierende Tierseuche hatte erstmals Deutschland erreicht - und mit ihr die Panik vor einer Epidemie. Experten befürchteten eine massenhafte Übertragung des Virus auf den Menschen. Am Wochenende nach den ersten Fällen in Deutschland wurden allein in Trier 25 tote Vögel bei der Feuerwehr gemeldet. Zwei Monate später sorgten drei kranke Gänse in einem Trierer Stadtteil für Aufregung. Sie wurden eingeschläfert - Vogelgrippe wurde bei den Tieren nicht festgestellt.

So wie bislang bei noch keinem einzigen Vogel in Rheinland-Pfalz. Seit 2005 sind im zuständigen Landesuntersuchungsamt (Lua) über 9200 Proben von Wildvögeln auf das Virus H5N1 untersucht worden: "Alle mit negativem Ergebnis", berichtet Lua-Sprecherin Kerstin Stiefel. Trotzdem seien die Behörden in Rheinland-Pfalz völlig zu Recht alarmiert gewesen. "Es war durchaus möglich, dass die Seuche auch nach Rheinland-Pfalz eingeschleppt wird." Daher durften Enten, Gänse und Hühner im Winter 2005 bis zum Sommer 2006 nicht an die frische Luft. Sie mussten in geschlossenen Ställen bleiben. Durch diese Stallpflicht sollte ausgeschlossen werden, dass das Virus durch Wildvögel in Geflügelbestände eingeschleppt wird. "Diese Maßnahme war auch aus heutiger Sicht angemessen und richtig", sagt Stiefel. Bis Mitte 2009 wurde bei 142 Vögeln in Deutschland das Virus nachgewiesen.

Zwei Monate nach den ersten Fällen in Deutschland ging die Angst vor der Vogelgrippe zurück: "Nach toten Vögeln kräht kein Hahn mehr", lautete eine Schlagzeile des TV.

Doch völlige Entwarnung will Lua-Sprecherin Stiefel noch nicht geben. Noch immer sei der Erreger der Vogelgrippe aktiv. Aus Asien würden immer wieder neue Fälle gemeldet. Besonders betroffen seien Bangladesch, Myanmar, Kambodscha, China, Japan und Korea. Auch in Ägypten grassiert die Krankheit weiterhin. Vor allem werden von dort auch Todesfälle von Menschen gemeldet, die sich mit H5N1 infiziert hatten. Weltweit zählte die Weltgesundheitsorganisation seit 2003 insgesamt 519 Erkrankungen bei Menschen und 306 Todesfälle. Außerdem sind seitdem Hunderte von Millionen Stück Geflügel weltweit an der Vogelgrippe verendet oder wurden gekeult.

Doch in Deutschland halten Experten derzeit die Gefahr einer Ausbreitung für gering. Der bislang letzte Fall von Vogelgrippe in Deutschland stammt vom März 2009 in Bayern, bei einer Stockente wurde der Erreger nachgewiesen.

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