Alter Zopf

Das Thema Ladenschluss hat in den letzten Jahren nach der Einführung der 20-Uhr-Grenze erheblich an Brisanz verloren. Daran wird auch eine mögliche völlige Freigabe der Öffnungszeiten an Werktagen durch die Länder nichts ändern.

Einkaufen rund um die Uhr dürfte allenfalls für die Shoppingcenter einiger Metropolen wie Berlin von Interesse sein. So gesehen kann der alte Zopf Ladenschluss ohne Verlust abgeschnitten werden. Auf dem flachen Land spielt zusätzlicher zeitlicher Freiraum mangels ausreichender Kundschaft schon bisher keine Rolle. Die Ausweitung der Öffnungszeiten bis 20 Uhr war nur für Kaufhäuser in den Städten und Einkaufszentren auf der grünen Wiese von Interesse, hat dort allerdings auch kaum zusätzlichen Umsatz gebracht. Profitiert haben von der Lockerung in begrenztem Maße die Verbraucher, weil es zur Entspannung beim abendlichen Einkaufsstress führte. Stattdessen hat sich allerdings schnell Ärger eingestellt, weil nach dem raschen Abrücken selbst vieler großer Fachgeschäfte von der späten Öffnung bis heute ein Wirrwarr an Schließungszeiten den Kunden irritiert. Den Ladenschluss jetzt mit Ausnahme des Sonntags frei zu geben, wäre ein sinnvoller Akt der Entbürokratisierung. Hoffnung auf neue Wirtschaftsimpulse damit zu verbinden, ist sicher falsch. Der Hang, in Urlaubs- oder Feierlaune abends spät zum Einkaufsbummel zu starten, ist sehr begrenzt, wie die nicht gerade grandiosen Erfahrungen während der Fußball-WM gezeigt haben. Und für die Sonntags-Einkäufer bleibt der Gang zum Bäcker oder zur Tankstelle. j.winkler@volksfreund.de

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