An seinem 33. Geburtstag veränderte sich die Welt: Trierer erinnert jährlich an Tschernobyl-Katastrophe

Trier · Den Tag, als der Reaktor vier von Tschernobyl explodierte, kann Norbert Damm aus Trier nicht vergessen. Denn am 26. April hat er Geburtstag. Seit nunmehr 29 Jahren hängt er jedes Jahr eine Fahne mit der Aufschrift „Tschernobyl überall“ an seinen Balkon. Das gefällt nicht allen Nachbarn.

 Norbert Damm zeigt die Fahne, die er jedes Jahr am Tag der Katastrophe von Tschernobyl aufhängt. TV-Foto: Jasmin Wagner

Norbert Damm zeigt die Fahne, die er jedes Jahr am Tag der Katastrophe von Tschernobyl aufhängt. TV-Foto: Jasmin Wagner

Foto: TV-Foto: Jasmin Wagner

"Warum hängen Sie denn diese Fahne raus?", fragen ihn immer wieder die Nachbarn. Auch wenn seine Aktion eher auf Unverständnis trifft, hängt Norbert Damm seit dem 26. April 1987 jedes Jahr die Fahne an sein Balkongeländer. Dort bleibt sie dann bis zu drei Wochen: "So lange, wie ich den Gegenwind aushalte", sagt Norbert Damm. Auf dem weißen Leinentuch steht mit schwarzer Schrift "Tschernobyl überall" geschrieben. Ein als Totenkopf stilisiertes Atomkraftwerk unterstreicht die Aussage.

Für Damm ist die Fahne aktueller denn je: "Ich halte Cattenom für ein potenzielles Tschernobyl." Deshalb fordert Damm auch eine Neuauflage der Broschüre "Kernkraftwerk Cattenom - Mögliche Gefahren für den Raum Trier", den die Stadt Trier zusammen mit Konz und Saarburg 1981 erstmals herausbrachte. Den ersten Kontakt mit der Anti-Atomkraftbewegung hatte Damm ungefähr zehn Jahre vor dem Super-Gau in der Katholischen Akademie in Trier. Dort gab es eine Tagung mit Klaus Traube, die für Damm ein Schlüsselmoment war. Traube, der vom Forscher in der Atomindustrie zum Aussteiger wurde, gilt als Symbolfigur der Anti-Atomkraftbewegung in Deutschland. Als dann am 26. April 1986 das Atomkraftwerk in Tschernobyl am Tag seines 33. Geburtstags explodierte, war das für Damm "ein Hammerschlag, der meine Gesinnung festmachte."

So kämpfte er auf Demonstrationen in Biblis oder auch Mülheim-Kärlich gegen weitere Atomkraftwerke in Deutschland. Heute ist der Diplom-Pädagoge ernüchtert, was den Atomausstieg betrifft: "Die Japaner schalten ihre Atomkraftwerke wieder an. Sie tun so, als hätte es Fukushima nicht gegeben. Warum machen Menschen so was?" Die Antwort gibt sich Damm gleich selbst: "Geld regiert die Welt und zwar in dem Sinne, dass nur Geld und keine Ethik mehr zählt."

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