Angst vor Terror bei der Fußball-EM: Franzosen schimpfen über eklatante Sicherheitsmängel im Stade de France

Paris · Das französische Pokalfinale am Samstag hat massive Sicherheitsmängel im Stade de France offenbart. Das Innenministerium will die Pannen vor der EM schnell beheben und setzt weiterhin auf hundertprozentige Sicherheit.

"Das Stade de France ist nicht bereit für die EM", schreibt die Zeitung "Le Parisien" am Montag. Feuer auf den Zuschauerrängen, umgerissene Absperrungen, lückenhafte Kontrollen: all das passierte am Samstag beim Pokalfinale von Paris Saint-Germain gegen Olympique Marseille. Dabei sollte das Spiel eigentlich die Generalprobe der Sicherheitskräfte vor der Europameisterschaft in Frankreich werden, die in zweieinhalb Wochen beginnt. Dass der Test gründlich schief ging, räumte auch Präfekt Philippe Galli ein.

"Wir waren durch den Druck der Fans überfordert", sagte Galli am Montag im Radiosender Europe 1. Das Stade de France hatte am 13. November traurige Berühmtheit erlangt, als sich beim Freundschaftsspiel Deutschland-Frankreich vor den Toren ein Kommando des Islamischen Staats in die Luft sprengte. Danach hatten die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen erhöht und beim Länderspiel Russland-Frankreich im März einen doppelten Kontrollring errichtet. Da die Zahl der Kontrollpunkte vor den eigentlichen Stadiontoren nach den Attentaten aber von 24 auf vier begrenzt wurde, drängten sich die Fans am Samstagabend vor den wenigen Zugangsstellen.

"Selbstmordattentäter hätte seine Freude gehabt"

"Wir steckten mit Tausenden in einem zwei Meter breiten Zugang fest", berichtete der Fan von Paris Saint-Germain (PSG), Pierre-François Kordic, der Zeitung "Le Parisien". "Ein Selbstmordattentäter hätte in dem Chaos seine Freude gehabt." Durch den Andrang kamen die Zuschauer, die Absperrgitter umrissen, teilweise ohne Kontrollen ins Stadion. Sie hätten Rauchbomben, PVC-Rohre und Glasflaschen auf die Ränge geschmuggelt, berichtete der Präfekt. Noch vor dem Spiel am Samstag hatte Galli markig versichert, ohne eine Kontrolle "von Kopf bis Fuß" komme keiner ins Stadion. Statt dessen machten nun Bilder von Feuern, die minutenlang auf den Rängen der Anhänger von Marseille loderten, die Runde.

"Die Störungen sollen unverzüglich korrigiert werden", teilte das Innenministerium nach einer am Montag eilig einberufenen Sitzung mit dem französischen Fußballverband und den EM-Veranstaltern mit. Ministeriumssprecher Pierre-Henry Brandet versuchte im Fernsehen zu beschwichtigen: "Das war eine andere Art von Fans als bei den Länderspielen", sagte er zu den Anhängern der beiden französischen Mannschaften, die für ihre Feindseligkeiten bekannt sind. Nach dem Match, das PSG gewann, wurden rund 30 Fans festgenommen. Brandet warnte davor, aus den Ereignissen Schlüsse für die EM zu ziehen. "Uns bleiben noch drei Wochen, um die Maßnahmen anzupassen." Ziel für das Turnier, das am 10. Juni mit dem Spiel Frankreich-Rumänien im Stade de France beginnt, sei weiterhin eine "hundertprozentige Sicherheit".

Das gelte auch für die Fan-Meilen, wo Zehntausende vor Riesenbildschirmen die Spiele verfolgen können. Jede der zehn Austragungsstätten hat eine solche "Fan Zone". Besonders heikel mit Blick auf die Sicherheit ist die in Paris, wo sich auf dem Marsfeld hinter dem Eiffelturm täglich bis zu 92.000 Menschen versammeln können.

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