Angst vor weiterer Gewalt

War die Polizei mit schuld an den schweren Ausschreitungen bei den G 8-Demonstrationen? Das jedenfalls behauptet ein Protestteilnehmer aus Trier. Die Polizei habe die Demonstranten provoziert.

Trier/Rostock. Im Hintergrund hört man lautstarke Rufe. "One World" skandieren die Demonstranten, die man über das Handy von Markus Pflüger hört. Der Trierer ist auch gestern mitten drin in den G 8-Protesten in Rostock. Auch am Samstag, als es zu den schweren Ausschreitungen gekommen ist, war der Friedens- und Umweltaktivist von der Trierer Arbeitsgemeinschaft Frieden dabei. Die Schuld dafür, dass die Gewalt eskaliert sei, gibt er aber der Polizei. Sie habe provoziert, sei martialisch aufgetreten und habe zum Teil grundlos Demonstranten mit Wasserwerfern, Tränengas und Pfefferspray angegriffen. Selbst Teilnehmer, die versucht hätten, gewaltbereite Protestierer vom Steinewerfen abzuhalten, seien von Polizisten attackiert worden, sagt Pflüger. Nach den Gewaltausbrüchen am Samstag sei unter einigen Demonstranten Panik ausgebrochen, andere seien weggelaufen. Zwar hält der Trierer die Gewalt der schwarz gemummten autonomen Demonstranten für "unangemessen und deplatziert", doch mache ihm das massive Auftreten der Polizei mehr Angst. Pflüger befürchtet, dass es auch in den nächsten Tagen zu Gewaltausbrüchen in Rostock kommen wird, falls die Polizei nicht ihre massive Präsenz zurückfahre. Auch gestern hat es Rangeleien bei den Protesten in Rostock zwischen rund 400 Autonomen und der Polizei gegeben. 49 Demonstranten wurden festgenommen. Laut Polizei handelte sich dabei um Vermummte, Mitglieder des gefürchteten so genannten schwarzen Blocks. Wieder habe die Polizei unverhältnismäßige Härte gezeigt, kritisiert Pflüger. Als ein als Clown verkleideter Protestierer den Beamten nicht seine Wasserpistole habe aushändigen wollen, hätten sie Pfefferspray gegen ihn eingesetzt. Die Polizei schätzt, dass rund 2500 Autonome in Rostock anwesend sind.Im linksradikalen Umfeld wird sogar spekuliert, dass die Polizei bewusst die Krawalle von Samstag provoziert habe, um die massiven Sicherheitsmaßnahmen zu rechtfertigen und das Demonstrationsrecht einzuschränken. Im Internet wird ein Essener Anwalt zitiert, der es "auffällig" nennt, dass die Polizei die Demonstrationsteilnehmer am Samstag nicht "gefilzt" habe. Nicht alle Gipfel-Gegner geben der Polizei die Schuld an den Gewaltausbrüchen. Das globalisierungskritische Bündnis Attac verurteilte die Gewalteskalation vom Wochenende scharf. Man wolle die gewaltbereiten Autonomen nicht mehr sehen. Die Gewalt vom Samstag habe den Protesten geschadet, sagt auch Sieglinde Spehl von der Trierer Attac-Gruppe. Die Angst vor Steinewerfern halte womöglich viele friedliche Globalisierungsgegner davon ab, nach Rostock zu fahren. Sie sei geschockt über das, was sich am Samstag in Rostock abgespielt habe, sagte Spehl im Gespräch mit unserer Zeitung. "Da scheint die Strategie der Autonomen dahinter zu stecken. Da muss sich die Polizei wohl drauf einstellen."Politiker wie der bayerische Innenminister Günther Beckstein halten auch die Veranstalter der Demonstrationen für mitverantwortlich für die Krawalle am Wochenende. Die Veranstalter hätten nicht genügend Ordner gehabt.

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