Ansturm auf die Seminarplätze

TRIER. Viele Studienanfänger - wenig Geld, um entsprechend mehr Personal zu bezahlen. Mit diesem Problem schlagen sich die Hochschulen derzeit herum.

Heute Morgen, 8 Uhr, Uni Trier: Im Fach Fremdenverkehrsgeographie werden sich 250 Studierende tummeln, um einen Platz in einem Proseminar zu ergattern. Fünf Seminare à 30 Plätze bietet der Fachbereich an. Wer sich keinen Platz sichern kann, muss bis zum nächsten Herbst warten - im Sommersemester werden die Seminare nicht angeboten. Bitter ist das besonders für die 150 Studienanfänger, die sich eigens wegen der renommierten Fremdenverkehrsgeographie an der Trierer Universität eingeschrieben haben. Sie können um 9 Uhr versuchen, wenig-stens in einem Proseminar der Humangeographie unterzukommen. Da sie in den ersten zwei Studienjahren mehrere der begehrten Proseminare belegen müssen, werden sie wohl auch im nächsten Jahr an gleicher Stelle stehen - und kämpfen. Von Rangeleien bei den Einschreibungen in die begehrten Listen hört man immer wieder. Dass man sich als Student nicht nur für ein Studium, sondern eigens auch für einzelne Seminare einschreiben muss - früher die Ausnahme - , ist inzwischen normal geworden. 150 Anfänger in Fremdenverkehrsgeographie - diese Größenordnung nennt Rainer Theis, Leiter des Studentensekretariats. Damit gehört das Fach zu den stark frequentierten Studienangeboten der Trierer Universität. Noch mehr junge Leute zieht es in die Fächer Jura, Germanistik und Psychologie. "Obwohl es erfreulich ist, dass die Universität so attraktiv ist, werden sich die Studienbedingungen verschlechtern", prophezeit Uni-Präsident Peter Schwenkmezger. Er werde mit den Fachbereichen deshalb darüber diskutieren, einen internen Numerus clausus (NC) als Zugangsbeschränkung einzuführen, um die Qualität der Ausbildung zu sichern. Betroffen sind vor allem Germanistik, Politikwissenschaft und Anglistik. Die bislang zulassungsfreien Fächer belegen immer mehr Hochschulen mit Zugangsbeschränkungen, darunter auch die Universität Mainz. In Trier bestehen NCs bereits in den Fächern Psychologie, BWL und Medienwissenschaft. An der Juristischen Fakultät hat die Wiedereinführung eines NCs zum laufenden Wintersemester allerdings dazu geführt, dass etwa 60 der 388 freien Studienplätze nicht vergeben werden konnten. An der Fachhochschule sind die Fächer Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und Betriebswirtschaft besonders stark nachgefragt. Mit 1630 wurde die Sollzahl der Studierenden auf dem Umweltcampus in Birkenfeld erstmals überschritten, freut sich FH-Präsidentin Adelheid Ehmke. Zu den 3750 Trierer Fachhochschülern kommen am Standort Idar-Ober-stein noch weitere 100 Studierende. Die FH hat zum Wintersemester einige Studiengänge verändert, um sie an europäische Standards anzugleichen (siehe weiterer Bericht auf dieser Seite). Im Fach Informatik beispielsweise kann man inzwischen kein Diplom mehr erwerben, sondern nur noch die angelsächsischen Abschlüsse Bachelor und Master. Auch die FH-Präsidentin sieht die steigenden Studierendenzahlen mit Freude und Besorgnis gleichermaßen. Stellensperren wegen der angespannten Finanzlage belasteten die Hochschule stark, erläutert die Präsidentin. Hoffnung setzt Ehmke in den gesetzlich neu geschaffenen Hochschulrat, der zur Hälfte mit externen Persönlichkeiten besetzt sein wird. "Er wird ein wichtiger Teil der Hochschul-Strategieplanung sein", schätzt Ehmke. Es sei dringend erforderlich, in die Hochschulen zu investieren. "Sonst machen wir uns unsere Zukunft kaputt."