Apotheker im Visier der Wettbewerbshüter

Scharfe Maßnahmen gegen Apothekerverbände: Das Bundeskartellamt wirft ihnen, darunter auch dem rheinland-pfälzischen Verband, vor, Mitglieder unter Druck gesetzt zu haben, sich bei rezeptfreien Medikamenten an die Preisempfehlungen der Hersteller zu halten. Die Behörde hat Geldbußen verhängt.

Mainz. November 2003: In Mainz treffen sich auf Einladung des Landesapothekerverbandes rund 100 Apotheker aus dem Land. Thema der Veranstaltung: Wegfall der Preisbindung für nicht rezeptpflichtige Medikamente ab 2004. Redner sind Vorstandsmitglieder des Apothekerverbandes und ein Mitglied des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH), ein Manager des rheinland-pfälzischen Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim. Über das, was den an diesem Abend anwesenden Apothekern empfohlen wird, wie sie also mit dem Wegfall der Preisbindung umgehen sollen, gehen die Meinungen auseinander. "Es wurde klar gesagt, dass jeder Kollege selbst entscheiden kann, wie er künftig die Preise für Medikamente gestaltet", sagt Hans Althoff, Vize-Vorsitzender des Landesapothekerverbandes. Man habe den Kollegen vermittelt, dass sie künftig wirtschaftlich handeln müssen. Laut Althoff hat es sich bei dem Treffen im November 2003 um eine "reine Informationsveranstaltung" gehandelt. Das sieht man beim Bundeskartellamt anders. Bei Vortragsveranstaltungen, wie der in Mainz sei den Apothekern nahe gelegt worden, sich an die unverbindlichen Preisempfehlungen der Pharmahersteller zu halten und damit die Medikamente womöglich teurer als notwendig zu verkaufen. Bundesweit soll es laut der Bonner Aufsichtsbehörde 24 solcher Veranstaltungen gegeben haben, an denen immer Vertreter der Pharma-Industrie aufgetreten seien. Neun Landesapothekerverbände haben nach Informationen des Bundeskartellamtes derartige Vortragsveranstaltungen organisiert, darunter auch der rheinland-pfälzische. Das verstoße gegen das Kartellverbot, sagt Kartellamtspräsident Bernhard Heitzer. Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller und fünf Pharma-Unternehmen hätten sich an der Umsetzung der Beschlüsse der Apothekerverbände beteiligt. "Das zeigt, dass der Gedanke des Wettbewerbs bei den Apothekern und Arzneimittelherstellern sich noch nicht ausreichend durchgesetzt hat", sagt Heitzer. Um dem Preiswettbewerb "zum Wohle der Verbraucher auf die Sprünge" zu helfen, habe man sich entschlossen, gegen die neun Landesapothekerverbände, fünf Pharma-Unternehmen und den Bundesverband der Arzneimittelhersteller Bußgelder zu verhängen. Insgesamt 465 000 Euro müssten die Verbände und Unternehmen zahlen. Auf den rheinland-pfälzischen Apothekerverband entfallen laut Vize-Chef Althoff 25 000 Euro. Weitere Geldbußen von insgesamt 150 000 Euro verhängte die Behörde gegen acht Hildesheimer Apotheker wegen Preisabsprachen. Ob die Geldbußen allerdings bezahlt werden, steht noch nicht fest. Man sei sich keiner Schuld bewusst, sagt Vorstandsmitglied Althoff. Soweit er sich erinnern könne, habe es an dem besagten Abend keine Empfehlung gegeben, sich an die Preisvorgaben der Hersteller zu halten. "Jedenfalls war das nicht die Intention der Veranstaltung."

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