Atomexperte hält Brand in Cattenom für sehr gefährlich
Trier · Wie gefährlich war der Brand eines Trafos im Kernkraftwerk Cattenom wirklich? "Brandgefährlich", sagt der Atomexperte Dieter Majer. Er hatte den vor zwei Jahren durchgeführten Stresstest der Anlage beobachtet.
Die Ursache für den Brand eines Trafos im Kernkraftwerk Cattenom vor zehn Tagen steht noch immer nicht fest. Doch der frühere Leiter des Bereiches Sicherheit von kerntechnischen Einrichtungen im Bundesumweltministerium, Dieter Majer, bezeichnet den Zwischenfall vom 7. Juni als nicht so harmlos, wie vom Kraftwerksbetreiber, dem französischen Energiekonzern EDF, dargestellt. Durch den Ausfall des Transformators sei die Kühlung eines Reaktorblockes kurzzeitig ausgefallen, sagte Majer dem Anti-Atom-Netz Trier, einem Zusammenschluss von Atomgegnern.
Der Diplom-Ingenieur hatte den nach der Atomkatastrophe von Fukushima durchgeführten Stresstest in Cattenom im Auftrag von Rheinland-Pfalz, dem Saarland und von Luxemburg beobachtet. Majer hatte 2007 als Experte der Bundesatomaufsicht einen ähnlichen Brand im Kernkraftwerk im schleswig-holsteinischen Krümmel untersucht. Dabei fand er heraus, dass es in Krümmel zu Sicherheitsproblemen gekommen war, als der Reaktor durch den Brand heruntergefahren wurde. Nach dem Vorfall wurde das Kraftwerk Krümmel endgültig abgeschaltet.
Vor dem Hintergrund der neuerlichen Panne hält die Grünen Landtagsabgeordnete Stephanie Nabinger (Saarburg) die vergangene Woche beschlossenen europaweiten Stresstests von Atomkraftwerken für fahrlässig. Die Abstände zwischen den Tests seien zu lang. Außerdem seien die nationalen Atomaufsichtsbehörden nicht unabhängig, glaubt die Politikerin.Umweltschützer kritisch
Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisiert den Beschluss. Dadurch würde es zu lange dauern, bis alle Sicherheitsprobleme in den Anlagen in Europa überprüft seien. Waren die Stresstests der 132 Atomkraftwerke in Europa noch freiwillig, will EU-Energiekommissar Günther Oettinger nun verpflichtende Tests für alle Atomanlagen in Europa. Dabei sollen internationale Teams, bestehend aus Mitgliedern anderer europäischer Atomaufsichtsbehörden und einem Vertreter der Kommission, bestimmte Schwerpunkte untersuchen. Etwa wie ein Atomkraftwerk auf einen Flugzeugabsturz vorbereitet ist. Eine umfassende Sicherheitsüberprüfung der Anlagen soll es aber nicht geben. Eine nationale Sicherheitsüberprüfung soll es alle zehn Jahre geben.
Atomenergie fällt grundsätzlich in die Zuständigkeit der EU-Mitgliedstaaten. Daher hat auch bereits das Bundesumweltministerium mitgeteilt, dass die Überwachung der Atomkraftwerke auch weiterhin in der Verantwortung der nationalen Behörden liegen müsse.