Atomkraftwerke abschalten oder länger laufen lassen?

Die schwarz-gelbe Bundesregierung will den rot-grünen Ausstiegsbeschluss kippen und Atomkraftwerke länger am Netz lassen. Der TV hat die regionalen Bundestagsabgeordneten gefragt, was sie von der Rolle rückwärts halten.

Peter Bleser (CDU, Cochem): Die Sache ist einfach. Kernkraftwerke sollen so lange laufen können, wie sie den neuesten, höchsten Sicherheitsstandards entsprechen. Sie sollten notfalls wie ein Auto, das nicht mehr über den Tüv kommt, stillgelegt werden. Längere Laufzeiten bedeuten auch weniger Ausgaben für die Verbraucher. Die Laufzeitbegrenzung der rot-grünen Koalition war von Anfang an ein Trick, um Zeit zu gewinnen. Bevor Kernkraftwerke abgeschaltet werden, müssen erst andere Energieträger, besonders erneuerbare Energien, in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.

Ulrike Höfken (Grüne, Bitburg): Eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken lehne ich aus Gründen des hohen Sicherheitsrisikos, des Klimaschutzes und der Versorgungssicherheit ab. Festhalten an der Atomenergie blockiert den Ausbau der erneuerbaren Energieträger. Begrenzte Uranreserven lassen den Strompreis steigen, von der ungelösten Endlagerung ganz zu schweigen. Statt sich von den Atomkonzernen weiter an der Nase herumführen zu lassen, muss die Bundesregierung endlich den Umbau der Energiesysteme in Angriff nehmen.

Bernhard Kaster (CDU, Trier): Atomenergie findet in Deutschland nur eine geringe Akzeptanz, nicht zuletzt wegen der sehr kritischen Entsorgungsfrage. Mit dem Ausbau der regenerativen Energien sind wir auf sehr gutem Weg. Aber unser Land kann sich einen Energieengpass nicht leisten. Energie muss für die Menschen auch bezahlbar bleiben. Deshalb brauchen wir jetzt eine Laufzeitverlängerung und eine kluge Kombination verschiedener Energieträger. Die Bundesregierung hält am Ausstieg aus der Kernenergie fest. Aber als Brückentechnologie ist die Kernenergie noch für einige Zeit unverzichtbar.

Manfred Nink (SPD, Kenn): Die Atomenergie ist eine Hochrisikotechnologie. Ein Ausstieg aus dem Atomausstieg kommt für mich nicht infrage. Neben allen Sicherheitsbedenken gefährdet ein solcher Schritt Tausende Arbeitsplätze bei den erneuerbaren Energien und die Spitzenstellung deutscher Unternehmen bei der Entwicklung dieser Zukunftstechnologien. Das Argument des preiswerten Atomstroms ist eine Luftnummer. Die schwarz-gelbe Politik ist das Gegenteil von verlässlich. Sie knickt vor den Interessen der Atomlobby ein.

Patrick Schnieder, (CDU, Arzfeld): Derzeit beträgt der Anteil der Kernenergie an der Strom erzeugung bei uns 23 Prozent. Die erneuerbaren Energien werden im Jahr 2020 etwa 30 Prozent zur Stromerzeugung beitragen. Würde es bei einem Ausstieg aus der Kernenergie bleiben, müssten wir 70 Prozent unseres Strombedarfs durch schadstoffreiche, fossile Energieträger decken. Daher versteht die Union den Beitrag der Kernenergie zur Stromversorgung als Brückentechnologie. Kernenergie und erneuerbare Energien sind zwei Seiten einer Medaille. Wir können uns hier keine ideologischen Scheuklappen leisten. Ohne eine Laufzeitverlängerung werden die Strompreise stärker ansteigen.

Katrin Werner (Linke, Trier): Am vereinbarten Atomausstieg sollte festgehalten werden. Der Grund ist klar: Wir können nur Technologien betreiben, die von uns auch im Katastrophenfall beherrschbar bleiben. Das gilt für Atomkraftwerke nicht. Eine Politik, die wirtschaftliche Interessen vor die ökologischen und Lebensinteressen heutiger und zukünftiger Generationen stellt, ist inakzeptabel. Von der schwarz-gelben Atompolitik geht das Signal aus, dass in der Politik mehr und mehr Großkonzerne und Lobbyisten das Sagen haben. Skandalös ist, dass die Bundesregierung versucht, die Bedenken in den Ländern und in der Bevölkerung auszuklammern.

Edmund Geisen (FDP, Daun) gab keine Stellungnahme ab.

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