Auch im Hausmüll steckt noch bares Geld

Ein regionales Müll-Pilot-Projekt hat's gezeigt: Auch aus Rest abfall können noch Wertstoffe aussortiert werden, die sich verkaufen lassen. Weil die Verbrennungspreise aber im Keller sind und die Gesetzeslage unklar ist, lohnt sich die Sortiererei nicht. Noch nicht.

Trier. In Deutschland weiß heute bereits jedes Vorschulkind, dass Abfall nicht gleich Abfall ist. Zeitungen und Pappkartons gehören in die blaue Tonne, Flaschen in den Glascontainer, Getränkekartons in den Gelben Sack, und nur der Restmüll wandert in die Graue Tonne.

So wird strikt getrennt zwischen recyclebaren Wertstoffen und eben Müll. Gut möglich, dass dies aber schon in einigen Jahren gar nicht mehr nötig ist und der Verbraucher wieder nahezu den kompletten "Abfall" in eine Tonne werfen darf. Denn längst sind Anlagen auf dem Markt, die wiederverwertbare Stoffe automatisch aus dem Restmüll aussortieren.

Ob die Technik in der Praxis funktioniert, hat der regionale Abfall-Zweckverband RegAb (siehe Stichwort) in seinem Mertesdorfer Entsorgungszentrum ein Jahr lang getestet - unter wissenschaftlicher Aufsicht und unterstützt vom Mainzer Umweltministerium.

Die Ergebnisse wurden gestern Nachmittag vom Leiter des Instituts für Recycling an der TH Aachen, Professor Dr. Thomas Pretz, der Öffentlichkeit präsentiert. Kurz zusammengefasst: Es funktioniert. Besonders gut klappt das Aussortieren von Wertstoffen aus dem Restmüll bei Kunststoffen und Metallen. Die Materialien könnten anschließend an Wiederverwerter weiterverkauft werden. Weniger gut lief das Aussortieren dagegen bei Holz und Papier.

Bei wiederverwertbaren Kunststoffen waren die Sortier-Werte beim Hausmüll sogar um 50 Prozent besser als beim Gelben Sack: Pro Einwohner und Jahr wurden 6,4 Kilogramm Kunststoffe aus dem Restabfall herausgefiltert; beim Gelben Sack waren es dagegen "nur" 4,2 Kilogramm.

Apropos Gelber Sack: Besonders interessant war das Mertesdorfer Pilotprojekt, weil in der Anlage über mehrere Wochen hinweg versuchsweise auch Restmüll und der Inhalt der Gelben Säcke vermischt, getrocknet und dann sortiert wurden. Ein Ergebnis: Die meisten Leichtverpackungen wurden aussortiert, die Qualität des daraus hergestellten Konzentrats war außerordentlich gut.

Getränkekartons machen Probleme



Probleme gab es wegen der starken Verschmutzung dagegen bei Getränke-Kartonverpackungen.

Die Ergebnisse des Mertesdorfer Versuchs wären sogar geeignet, die Existenz des Gelben Sacks in frage zu stellen, auch wenn die Mainzer Umweltministerin Margit Conrad dies bezweifelt. Rein rechtlich ist das Zusammenkippen von Restmüll und Verpackungsabfällen derzeit auch nicht zulässig.

Dennoch: Die Option, den Hausmüll zu sortieren, hätte der regionale Abfallzweckverband. Dann allerdings müsste zunächst kräftig investiert werden. Denn die in Mertesdorf für den Versuch aufgebaute Anlage konnte nur einen Teil des jährlich anfallenden regionalen Restmülls sortieren. Eine neue, ausreichend große Anlage würde nach Angaben des RegAb-Verbandsvorstehers Heinz Onnertz zehn Millionen Euro kosten. Geld, das die RegAb-Verantwortlichen noch nicht ausgeben wollen. Der Hauptgrund: Derzeit wird an einem neuen Abfallwirtschaftsgesetz gebastelt. Dabei wird auch über eine Wertstofftonne diskutiert. Würde eine solche Wertstofftonne eingeführt, hätte die Mertesdorfer Sortieranlage wohl nichts mehr zu sortieren. In einem solchen Fall wären die Millionen in den Sand gesetzt.

Hinzu kommt: Derzeit sind die Verbrennungspreise im Keller, weil es in Deutschland zu viele Anlagen gibt, die nicht ausgelastet sind. Das ist auch der Grund, warum die RegAb-Verantwortlichen die erst in zwei Jahren auslaufenden Verträge mit den Heizkraftwerken schon jetzt um weitere vier Jahre verlängern wollen. Wer den Zuschlag bekommt, wird am Montag entschieden. Stichwort Im ZweckverbandRegionale Abfallwirtschaft (RegAb) sind die Stadt Trier und die Kreise Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg und Vulkaneifel zusammengeschlossen. Eine Tochterfirma ist die Regionale Entsorgungsgesellschaft. Sie ist Eigentümerin und Betreiberin der mechanisch-biologischen Trocknungsanlage Mertesdorf (Kreis Trier-Saarburg), wo der komplette Restabfall aus der Region hingeliefert wird. (sey)Extra Müllmengen in der Region: Die rund 530 000 Einwohner im ehemaligen Regierungsbezirk Trier produzieren jährlich rund 123 000 Tonnen Restmüll, das sind 231 Kilogramm pro Einwohner. Regionale Müllkönige sind die Einwohner des Eifelkreises Bitburg-Prüm (250 Kilogramm pro Person) vor den Menschen im Vulkaneifelkreis (192 kg), Trier und Trier-Saarburg (187 kg) und Bernkastel-Wittlich (176 kg.) (sey)

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