Auf dem Weg zum europäischen Champion

Paris · Deutschland und Frankreich demonstrieren bei der geplanten Opel-Übernahme durch PSA Einigkeit. Der französische Autobauer will einen "europäischen Champion" schaffen.

Paris Deutschland und Frankreich ziehen bei einer Opel-Übernahme an einem Strang. "Es gibt eine völlige Übereinstimmung der Sichtweisen," sagte der französische Wirtschaftsminister Michel Sapin nach einem Treffen mit seiner deutschen Kollegin Brigitte Zypries am Donnerstag in Paris. "Wir sind uns einig, dass die Marke Opel erhalten bleiben soll", ergänzte Zypries. "Oberste Priorität hat die Zusage zu Standorten, zu Fertigungszentren und der Beschäftigung als solcher." Sie gehe davon aus, dass diese Zusage auch eingehalten werde.
Sapin präzisierte den Zeitrahmen für den Deal. "Das wird nicht in den nächsten Tagen stattfinden, aber auch nicht erst in drei Monaten", sagte der Sozialist, der PSA-Chef Carlos Tavares am Mittwochabend getroffen hatte. In Presseberichten war von einer Unterzeichnung bereits Anfang März die Rede gewesen.
Sapin sprach sich offen für den Zusammenschluss der beiden Autobauer aus: "PSA braucht die deutsche Qualität." Mit dem Deal könne eine "mächtige europäische Einheit" entstehen. Gleichzeitig versicherte der Sozialist, dass seine Regierung die Sorge um Standorte und Arbeitsplätze teile. Deshalb müsse die Übernahme in einem "Klima des Vertrauens" stattfinden.
Tavares hatte am Morgen bei der Vorstellung der PSA-Jahresbilanz für sein Projekt geworben. "Wir glauben, dass es Chancen gibt, einen europäischen Auto-Champion aufzubauen." Gleichzeitig versicherte der Unternehmenschef: "Opel wird ein deutsches Unternehmen bleiben." Die Übernahme mache aus Sicht von PSA Sinn, da in vielen Märkten den deutschen Marken der Vorzug vor den französischen gegeben wird. "Hier gibt es eine echte Komplementarität."
Opel sei in einer ähnlichen Situation wie PSA vor vier Jahren - bevor der 58-Jährige dort die Führung übernahm. Damals stand die Automarke mit dem Löwen vor der Beinahe-Pleite und konnte nur durch den Einstieg des chinesischen Autobauers Dongfeng und eine Erhöhung der Staatsbeteiligung gerettet werden. Seither strich Tavares die Zahl der Modelle zusammen, verhandelte mit den Gewerkschaften über Lohnzurückhaltung und machte PSA so wieder flott. Nun könne der französische Konzern Opel helfen, "wieder auf die Beine zu kommen".
Zusammen mit Opel will Peugeot-Citroën, das über Netto-Barmittel von 6,8 Milliarden Euro verfügt, zur Nummer zwei der europäischen Autobauer hinter Volkswagen aufsteigen. "Wenn unser Unternehmen mittelfristig die Chance hat, fünf Millionen Autos zu produzieren, dann ist das eine Herausforderung. Das stimuliert mich", versicherte Tavares. Der PSA-Chef hatte im Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits eine Standort- und Jobgarantie gegeben. "Wir werden die Vereinbarungen mit den Gewerkschaften bei Opel einhalten", bekräftigte der Automanager.
PSA geht gestärkt durch eine gute Jahresbilanz in die Übernahmeverhandlungen. Der Nettogewinn des Autobauers lag im vergangenen Jahr bei 1,7 Milliarden Euro und damit fast doppelt so hoch wie 2015. Erstmals seit sechs Jahren kündigte die Unternehmensführung eine Dividende an.
Das Opel-Projekt war erst in der vergangenen Woche bekannt geworden und hatte sowohl die Bundesregierung als auch die französische Regierung, die rund 14 Prozent an PSA hält, überrascht. "Wir teilen die Wut - und zwar in derselben Stärke", versicherte Sapin auf die Frage, wann er informiert worden sei. Zu Opel gehört die britische Marke Vauxhall. PSA vereint die Marken Peugeot, Citroën und DS.JURISTIN: JOB-GARANTIE SELBSTVERSTäNDLICH


Extra

(dpa) Die Job-Garantien des französischen PSA-Konzerns für den Fall einer Opel-Übernahme sind nach Ansicht einer Arbeitsrechtlerin juristisch "komplett selbstverständlich". PSA-Chef Carlos Tavares beschreibe im Zusammenhang mit der tariflich vereinbarten Beschäftigungssicherung für rund 19 000 Opel-Beschäftigte in Deutschland bis Ende 2018 nur den aktuellen Zustand, sagte die Fachanwältin Cornelia Marquardt von der internationalen Kanzlei Norton Rose Fulbright der Deutschen Presse-Agentur. "Diese Vereinbarungen sind bindend und gelten auch im Fall einer Übernahme."

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