Auf dem Weg zur Vorschule

Eines haben spätestens große Vergleichsstudien wie Pisa unzweideutig belegt: Bildung beginnt nicht erst in der Schule. Entsprechend rücken nicht nur die Betreuungsangebote in den Kindertagesstätten, sondern auch ihr Bildungsauftrag zunehmend in den Mittelpunkt.

Bisher ist man in Deutschland auf diesem Feld alles andere als vorn. Bei weitem nicht alle ABC-Schützen sind schulreif, selbst wenn sie wie in Rheinland-Pfalz mit durchschnittlich mehr als 6,5 Jahren bei der Einschulung bereits vergleichsweise alt sind. Ob soziale Benachteiligungen, unzureichende Betreuung oder Sprachbarrieren bei Kindern ausländischer Familien, die Startchancen sind alles andere als gleich und erschweren das Arbeiten in den Grundschulklassen erheblich. Die Konsequenz kann nur sein, den Kindergarten verstärkt in die Bildungslandschaft mit einzubeziehen, ohne gleich die eigentliche Schule nach vorn zu verlagern. Möglichst früh muss mit dem spielerischen Lernen angesetzt und auf systematische Aufbauarbeit Wert gelegt werden. Dabei gilt es Lernbereitschaft, Wissensdurst und vor allem die lange unterschätzte Auffassungsgabe der Vier- und Fünfjährigen zu nutzen, um rechtzeitig entscheidende Grundlagen zu schaffen. Wird das letzte Kindergartenjahr zu einer Art Vorschule ausgebaut, ist es nur konsequent, dieses Angebot auch kostenlos zur Verfügung zu stellen. Trotz leerer Kassen ist die Investition in die Zukunft zu rechtfertigen, auch wenn die Mainzer Koalition dabei sicherlich den Wahltermin in einem Jahr nicht gänzlich aus den Augen verloren haben dürfte. j.winkler@volksfreund.de

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