Auf den Lehrer kommt es an

In jedem Beruf gibt es Menschen, bei denen man sich fragt, warum sie nicht irgend etwas gelernt oder studiert haben, was ihren Fähigkeiten eher entspricht. In manchen Berufen führt mangelnde Eignung dazu, dass die Betroffenen zwar am unteren Ende der Leistungsskala, aber ohne großen Schaden ihrer Arbeit nachgehen.

In anderen Berufen ist die Konsequenz, dass jemand nicht Fuß fassen kann und sich eine andere Arbeit suchen muss.

Unter Lehrern gibt es genauso Begabte und Unbegabte, Fleißige und Faule, Engagierte oder Lahme wie in jeder anderen Berufsgruppe auch. Nur mit ungleich gravierenderen Folgen. Denn wenn sie schlecht arbeiten, richten sie Elementar-Schäden an. Zur Vermittlung von Lern-Inhalten ungeeignete Lehrer ruinieren mehr Motivation und Potenzial bei Schülern, als es das mieseste Schulsystem je könnte. Und weil Leistungskontrolle kaum möglich ist und im Zweifelsfall bei Beamten ohnehin keine durchgreifenden Konsequenzen hätte, bleibt die Schule auf ihren Fußlahmen ein Leben lang sitzen.

Das beschert den Schülern Wissenslücken, demotiviert und belastet die Mehrheit der engagierten Lehrer und ruiniert nicht zuletzt die Gesundheit der Betroffenen - die Zahlen sprechen Bände. Jeder Lehrer, der besser etwas anderes geworden wäre, ist gleichermaßen eine menschliche wie eine volkswirtschaftliche Katastrophe.

Das Problem ist nur, dass in Zeiten eklatanten Lehrermangels die Frage der Eignung völlig in den Hintergrund tritt. Oft heißt es: Wer kommt, wird genommen - ohne zu bedenken, dass es in der Regel für beide Seiten eine Entscheidung für vier Jahrzehnte bedeutet. Es käme also darauf an, pädagogisch talentierte Menschen verstärkt dazu zu bewegen, sich für den Lehrer-Beruf zu interessieren. Und Menschen, die das Nervenkostüm, den Humor und das Talent des "Etwas-beibringen-Könnens" nicht in ausreichendem Maß besitzen, von dieser Tätigkeit fernzuhalten.Wer das schaffen will, muss besser beraten, rigoroser auswählen und studienbegleitend an der pädagogischen Kompetenz feilen - die Trierer Tagung liefert dafür exzellente Vorlagen.

Aber er muss auch dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen im Alltag und das Sozialprestige des Lehrerberufs so verbessert werden, dass diese wichtige Aufgabe wieder den Stellenwert erhält, der ihr zusteht. Nur dann kann man auch die Ansprüche hochschrauben.

d.lintz@volksfreund.de

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