Auf der Suche nach den Bummel-Baustellen

Trier · Welcher Autofahrer ärgert sich nicht über dieses Bild: Dauerbaustelle, Stau - und kein Arbeiter in Sicht. Und das womöglich tagelang. Den Frust will Bundesverkehrsminister Ramsauer mit einem "Baustellenmelder" auffangen. Die Resonanz ist beachtlich.

Trier. Am 5. Oktober richtete das Ministerium die neue Internet-Plattform ein (siehe Extra), und schon innerhalb weniger Tage gingen mehr als 200 Beschwerden ein. Spitzenreiter: Das Autobahn-Transitland Nordrhein-Westfalen mit 75 Meldungen.
In Berlin staunte man über den Rücklauf, war doch das neue Angebot bislang noch weitgehend unbekannt. Das dürfte sich nun ändern, nachdem die Medien in diesen Tagen bundesweit die unkonventionelle Idee bekanntgemacht haben. Sie gilt nicht für jeden Verkehrsweg, sondern nur für Autobahnen und Bundesstraßen - wobei die Zuständigkeit für die Baumaßnahmen in der Regel bei den Ländern liegt. Im rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium hat man bereits die ersten Meldungen aus dem Hause Ramsauer erhalten. "Jede Beschwerde wird in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb LBM geprüft", versichert Ministeriumssprecher Joachim Winkler. Man nimmt das Thema durchaus ernst. Immerhin war Rheinland-Pfalz gleich in den ersten Tagen mit 26 Meldungen vertreten - Platz zwei hinter NRW.
Experten weisen freilich darauf hin, dass nicht jede Baustelle, auf der nicht sichtbar gearbeitet wird, eine Bummel-Baustelle sein muss. Teilweise werden Arbeiten ausgeführt, die sich den Blicken des vorbeifahrenden Verkehrs entziehen. Oft sind auch "Liegezeiten" zu berücksichtigen, in denen eine frisch aufgetragene Deck- oder Trageschicht in Ruhe gelassen werden muss.
So beeilt sich das Bundesministerium zu versichern, es gehe nicht darum, mit dem Online-Meldesystem jemanden an den Pranger zu stellen. Die Informationen der Kunden sollen helfen, das Baustellenmanagement zu verbessern und die Bauarbeiten so schneller zu beenden.
Als durchaus erfolgversprechend stuft der Automobilclub ADAC die Initiative ein - freilich nur, wenn den Meldungen durch die Verkehrsteilnehmer auch praktische Konsequenzen folgen. "Das wachsame Auge des Autofahrers kann da helfen", sagt Reinhard Moll vom ADAC Mittelrhein, der auch für die Region Trier zuständig ist. Voraussetzung sei aber, dass die Eingaben von Experten konsequent abgearbeitet würden. Sonst, sagt Moll, bleibe alles nur Kosmetik.
Bei der schnellen Umsetzung liegt aber ein Problem. "Unwahrscheinlich", heißt es im Hause Ramsauer, dass da innerhalb weniger Tage oder gar Stunden jeweils Abhilfe geschaffen werden könne. Immerhin gebe es allein auf Deutschlands Autobahnen rund 800 Baustellen pro Jahr.Extra

Auch in der Region Trier stehen viele Autofahrer oft kopfschüttelnd vor scheinbaren Schlaf-Baustellen. Haben Sie den Eindruck, es geht und geht nicht weiter? Dann schicken Sie uns in den nächsten Tagen einfach eine Mail mit entsprechender Info (genauer Standort) an echo@volksfreund.de Wir versuchen herauszufinden, woran es hängt. Anders als beim Bundesverkehrsministerium sind nicht nur Bundesstraßen gefragt, sondern auch Landes-, Kreis- und Ortsstraßen. Bitte nur Behinderungen berücksichtigen, die durch aktuelle Baustellen verursacht werden. DiLExtra

2,2 Milliarden Euro investiert der Bund im Jahr 2011 für die Instandhaltung der Bundesfernstraßen. Allein auf den Autobahnen führt das zu mehr als 800 Baustellen, die wiederum 115 000 Kilometer Stau nach sich ziehen. Nimmt man alle Staus auf allen Straßen zusammen, haben Experten volkswirtschaftliche Schäden ausgerechnet, die von Schätzwerten zwischen 20 und 100 Milliarden Euro pro Jahr ausgehen. Um die Bauarbeiten zu beschleunigen und Stauzeiten zu verkürzen, hat Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) unter der Internet-Adresse www. bmvbs.de/baustellenmelder eine Beschwerdeplattform eingerichtet, die jedem Bürger zur Verfügung steht. Hinweise auf augenscheinlich ruhende Baustellen können auch unter der Rufnummer 030/1830003060 abgegeben werden. Man wolle, so der Minister gegenüber der Bildzeitung, "schlafende Baustellen wachrütteln". Die Beschwerden werden gebündelt an die Bundesländer weitergeleitet. Darüber hinaus will Ramsauer darauf hinwirken, dass die Arbeitszeiten auf sensiblen Baustellen stärker auf den Bedarf abgestellt werden.

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