Auf der Suche nach Landärzten

Als Hausarzt auf dem Land zu arbeiten gilt bei den meisten Medizinstudenten offenbar als Schreckensvision. Dabei gäbe es hier sichere Berufsaussichten, denn rund ein Drittel aller Hausärzte in Rheinland-Pfalz hängt bis 2020 den Job aus Altersgründen an den Nagel.

 Gefragte Landärztin: Mehr als 1000 Patienten betreut Dr. Petra Ramos in ihrer Praxis in der Eifelgemeinde Orenhofen (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und bei Hausbesuchen in einem Gebiet zwischen Binsfeld und Daufenbach. TV-Foto: Friedemann Vetter

Gefragte Landärztin: Mehr als 1000 Patienten betreut Dr. Petra Ramos in ihrer Praxis in der Eifelgemeinde Orenhofen (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und bei Hausbesuchen in einem Gebiet zwischen Binsfeld und Daufenbach. TV-Foto: Friedemann Vetter

Mainz/Trier. Wer in den Dörfern in der Eifel oder im Hunsrück lebt, genießt täglich eine wunderschöne Natur. Er nimmt aber auch Nachteile in Kauf. Zum Arbeiten oder Einkaufen muss er meist in die Stadt fahren, das kulturelle Angebot lässt oft zu wünschen übrig. Fühlt er sich krank, hat er ein Problem, das sich in Zukunft noch verschärfen wird: Es sind immer weniger Haus- und Fachärzte in ländlichen Regionen zu finden. Das ist besonders misslich für die größer werdende Altersgruppe der über 70-Jährigen, von denen ein Viertel nicht mehr mobil ist.

Lange hat man angenommen, der demografische Wandel löse das Problem nach dem Motto: Wo weniger Menschen leben, werden auch weniger Ärzte benötigt. Mit diesem Trugschluss räumt der Versorgungsatlas der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) auf. Basierend auf Daten des Statistischen Landesamtes, der KV und auf Befragungen der Bevölkerung und von Medizinstudenten sind Angebot und Nachfrage der medizinischen Versorgung heute und in Zukunft analysiert worden. Dabei wird deutlich: Da die Menschen älter werden, öfter zum Arzt gehen und deutlich mehr Behandlungszeit brauchen, werden künftig mindestens genauso viele Ärzte wie derzeit benötigt. Es droht eine Versorgungslücke im Gesundheitswesen.

Schließen könnte man sie, wenn man für die ausscheidenden Hausärzte genügend Nachfolger fände. Medizinstudenten fühlen sich jedoch von einer Tätigkeit auf dem Land eher abgeschreckt, wie die Befragungen der Universität Trier ergeben haben. Die Gründe sind vielschichtig: Für den Partner findet sich nach Meinung der Studenten kein Job, für die Kinder ist das schulische Angebot schlechter, die Belastung durch häufige Notdienste am Wochenende ist größer. Und die Gehaltsvorstellungen sind schwieriger zu verwirklichen.

"Wir müssen den Beruf des Mediziners attraktiver machen", fordert daher KV-Vorstandsmitglied Michael Siegert. Dazu seien einerseits gesetzgeberische Maßnahmen erforderlich. Die gegenwärtige Bürokratie wirke ebenso abschreckend wie das komplizierte Honorarsystem der Kassenärzte und die Übernahme finanzieller Verantwortung im Verordnungsbereich. Schließlich seien Regionalverbünde zwischen der KV und den Kommunen notwendig. Sie könnten die gemeinsame Trägerschaft für Praxen vor Ort übernehmen, bei denen Ärzte angestellt werden könnten.

Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) verweist auf den seit 2007 existierenden rheinland-pfälzischen Masterplan. Der Versorgungsatlas der KV sei ein wichtiger Baustein, um diesen fortzuschreiben. Die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung sei eine "enorme und dauerhafte Aufgabe, das schaffen wir nur gemeinsam".

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