Auf ein Bier mit Beck

Die wenigen Nicht-Prominenten mögen sich leicht unbehaglich gefühlt haben angesichts der zahllosen bedeutenden Menschen, die zum Festakt der 50. Bitburger Gespräche gekommen sind.

 Reihenweise Prominenz: Der frühere Bundespräsident Roman Herzog mit Alexandra Freifrau von Berlichingen beim Festvortrag des Ministerpräsidenten Kurt Beck. TV-Fotos: Rudolf Höser

Reihenweise Prominenz: Der frühere Bundespräsident Roman Herzog mit Alexandra Freifrau von Berlichingen beim Festvortrag des Ministerpräsidenten Kurt Beck. TV-Fotos: Rudolf Höser

Bitburg. "Hier läuft ja einiges auf", raunt ein Mann von der Presse einem Kollegen zu. Wie jener des Kameramanns richtet sich sein Blick auf die erste Reihe der im Festsaal des Bitburger Beda-Hauses aufgebauten Stühle. Roman Herzog ist schon da. Kurt Beck kommt noch. In den übrigen Reihen sitzen hohe Richter, Polizeipräsidenten, Ministerialräte, ehemalige Minister, Universitätspräsidenten, Professoren, Politiker. Es herrscht eine Atmosphäre feierlicher Aufregung. Die Prominenz schüttelt sich die Hände, Neujahrsgrüße werden ausgetauscht, und dann kommt Kurt Beck. Er strahlt. Die erste Reihe steht Spalier. Er setzt sich. Sein Leibwächter auch, nur eine Reihe weiter hinten. Wenige Sekunden später beginnt die Pianistin zu spielen. Choreographie eines Festakts - wWie oft mag Beck schon Ähnliches erlebt haben?Diesmal geht es um die "Bitburger Gespräche". Zum 50. Mal erörtern Experten am Bitburger Stausee aktuelle rechtspolitische Fragen. Beck hält den Jubiläums-Festvortrag. Seine Vorredner hatten den lokalen Aspekt im Blick. "Dr. Theisen war ein Kind der Eifel", sagte Landrat Roger Graef. Der aus Rittersdorf stammende Justizminister Otto Theisen hatte die Bitburger Gespräche 1972 ins Leben gerufen. "Der Superlativ von Bitburg heißt Bitburger Gespräche", sagte Bürgermeister Joachim Streit. "Sie verleihen Bitburg überregionale Bedeutung", sagte Michael Dietzsch, Vorsitzender der Dr.-Hanns-Simon-Stiftung.Beck hingegen bringt den Bundes-Blick mit. Er wirkt gut vorbereitet, hat sich den allerersten Tagungsband angesehen, kennt schon das Thema der 51. Bitburger Gespräche und weiß, was zwischendrin am Stausee so besprochen wurde. "Ich möchte Ihnen allen ein herzliches Wort des Glückwunsches zurufen", ruft er und würdigt darauf das Vermächtnis Theisens. Jede Zeit brauche die Chance über ihr Rechtssystem zu reflektieren. "Was kommt an Strömungen auf uns zu? Wie passt das in unseren Rechtsrahmen? Wo müssen wir ihn weiter entwickeln?" Ein funktionierender Rechtsstaat sei nicht selbstverständlich. Beck lobt Aktualität und Weitblick der von der Gesellschaft für Rechtspolitik gewählten Tagungsthemen. Nur das Thema Medienrecht vermisst er. "Ich glaube, dass man keinen besseren Ort finden konnte, um über solche Fragen nachzudenken", sagt er abschließend. In einer Landschaft, die keine Hektik ausstrahle. Seinem Dank folgt Applaus. "Er hat ein paar Kilo zugelegt", flüstert ein Mann in Reihe vier. "Ich auch", antwortet sein Nachbar. Während sich alle anderen Richtung Bier bewegen, steht der Ministerpräsident erst Positur, dann Rede und Antwort - die Presse will befriedigt werden. Sein Leibwächter - eleganter Anzug, groß, blond, markantes Gesicht, wie aus einem James-Bond-Film - lässt ihn keine Sekunde aus den Augen. Herr Beck sei ein sehr angenehmer Zeitgenosse versichert er später, während sein Schutzbefohlener Small-Talk macht. Ob Beck ihm schon mal weggelaufen sei? "Nein, und wenn, dann wäre ich schneller", sagt er, lächelt, und man ist geneigt, ihm zu glauben.

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