Aufpassen statt streiten!

Prozesshanselei war schon immer eine deutsche Spezialität. Im Fall der dramatisch zunehmenden Wohnungsstreitigkeiten spielen aber noch andere Faktoren mit. Das Verhältnis der Menschen zu Haus und Wohnung hat mit den veränderten Umwelt-, Energie- und Lebensumständen ganz offensichtlich nicht Schritt gehalten.

Vor der Ölkrise in den 70er Jahren war die Angelegenheit einfach. Zugige Fenster galten schlimm-stenfalls als lästig, man heizte kräftig durch alle Ritzen und musste sich bei rund 200 Mark Heizkosten pro Jahr und Haus keine Gedanken übers Energiesparen machen. Heute schlägt sich der Energieverbrauch schmerzhaft im Portemonnaie nieder. Da greift manch einer zu den falschen Mitteln. Er bringt da und dort eine Platte Styropor an, klebt alle Spalten zu, hält die Fenster geschlossen, dreht die Heizkörper ab und wundert sich dann, wenn in der Luft der Muff grassiert und der Schimmel an den Wänden wächst. Dann holt der Vermieter womöglich Farbeimer und Pinsel, erneuert vielleicht ein Stück Verkleidung, überstreicht die Stelle und macht alles noch schlimmer. In Hohlräumen fühlt sich Schimmel besonders wohl. Was viele Mieter und Vermieter, aber auch noch manche Handwerker übersehen: Moderne Bauwerke sind komplexe Gebilde. Da greift eins ins andere. Einseitige Maßnahmen können nur schaden. Aufmerksamkeit bei beiden Mietpartnern, der frühzeitige Gang zum Bauberater und wenn nötig rasche, umfassende Sanierungsarbeiten sind die richtige Medizin. Das kostet mit Sicherheit weniger als Streitigkeiten, von denen am Ende nur Gutachter und Anwälte profitieren. m.mö ller@volksfreund.de

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