Aus der Mottenkiste

Die Debatte, die Ministerin Zypries aus der Mottenkiste geholt hat, ist vermutlich so alt wie die Schule selbst. Es gibt genügend Gründe, die für die Einführung von Schuluniformen oder Schulkleidung sprechen - und ebenso viele dagegen.

Einheitlichkeit wirkt dem Markendruck entgegen und verhindert soziale Auslese, weil Schüler nicht mehr nur nach ihren Klamotten beurteilt werden. Und sie kann der Identifikation mit der Schule dienen. Gleichwohl können Schuluniformen die Individualität unterdrücken. Außerdem verlagern sie das Problem des "Markenterrors" nur in andere Bereiche - auf Taschen, Handys oder MP3-Player. Solche und andere Argumente wurden schon zigmal rauf und unter gewälzt, ohne dass der Stein der Weisen wirklich gefunden worden ist. Letztlich kann eine Entscheidung pro oder kontra nur in der Verantwortung der Schulen liegen. Das gilt auch für die Frage, ob der muslimische Schleier zugelassen wird oder nicht. Neu ist etwas anderes: Zypries glaubt anscheinend, die vielschichtigen Integrationsversäumnisse in diesem Land und den islamischen Fundamentalismus, für den insbesondere die Burka nun mal steht, durch einheitliche T-Shirts oder Hosen in den Griff bekommen zu können. Das anzunehmen, ist schlichtweg naiv. Der lapidare Ruf "Schleier weg" und schon wird alles gut, mag Stammtische befriedigen, löst aber doch in Wahrheit kein einziges Integrations- geschweige denn Schulproblem. Da muss sich die Politik schon anderes einfallen lassen. nachrichten.red@volkfreund.de

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