Auslaufmodell

Die wieder entflammte Diskussion um den Dienst ohne Waffe wirft eine grundlegende Frage auf. Wie lässt sich die sinnvolle Arbeit der jungen Männer ob bei der Landesverteidigung oder beim Zivildienst gerechter verteilen, ohne dass Menschen wegen ihres Geschlechts oder ihrer Überzeugungen diskriminiert werden? Eine allgemeine Dienstpflicht für alle jungen Deutschen ist die einzige Möglichkeit. Auf Kosten der Zivildienstleistenden spart der Staat Millionen Euro jährlich im sozialen Bereich ein. Darüber hinaus müssen die Zivis länger Dienst leisten, weil ihre Altersgenossen bei der Bundeswehr angeblich so viele Übungen ableisten. Und da das noch nicht reicht, bestraft man die Kriegsdienstverweigerer damit, dass sie keine Stelle bekommen. Stattdessen müssen die oft vor Studium und Ausbildung stehenden Männer abwarten und hoffen, dass sie nicht während der Ausbildung der Ruf zu Bettpfanne und Krankentrage ereilt. Hände ringend versuchen Politiker aller Couleur, die Institution Zivildienst über die Zeit zu retten. Eine Wehrgerechtigkeit zwischen Männern und Frauen, Kriegsdienstverweigerern und Wehrpflichtigen oder zwischen Tauglichen und Ausgemusterten interessiert nur am Rande. Essenz der Debatte: Die Wehrpflicht muss erhalten bleiben, damit das soziale System finanzierbar bleibt. Fest steht, dass so manche soziale Einrichtung sich von Teilen ihres Angebots verabschieden muss, wenn Zivis für von ihnen geleistete Arbeit nach Tarif bezahlt würden. Es ist eine Frage der Zeit, bis ein Bundesgericht die Diskrimierung der Kriegsdienstverweigerer feststellt, denn schließlich klafft die Schere zwischen grundgesetzlichem Anspruch und zivildienstlicher Realität von Tag zu Tag immer weiter auseinander. Auf diesen Termin sollten die Sozialverbände vorbereitet sein. Die billige Hausmeisterkraft mit Schrubber und Eimer ist ein Auslaufmodell. h.jansen@volksfreund.de

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