Aussichtsloser Endspurt der Kurzzeit-Favoriten

Washington/Des Moines · Der Präsidentschaftswahlkampf kommt langsam auf Touren: Kommende Woche beginnen in den USA die Vorwahlen. Die Republikaner kämpfen angestrengt mit den Schwächen ihrer Kandidaten.

Washington/Des Moines. Händeschüttel-Runden in muffigen Schnellrestaurants. Fasanenjagd mit einer Handvoll örtlicher Waffen-Freunde. Oder das obligatorische Erinnerungsfoto mit Babys und stolzen Eltern beim "Blockwalk", der Grüß-Runde durch die Nachbarschaft. Für die meisten republikanischen Kandidaten, die gegen Barack Obama im Rennen um die Präsidentschaft antreten wollen, heißt es eine Woche vor dem offiziellen Beginn der Vorwahlen im US-Bundesstaat Iowa noch einmal: Präsenz zeigen, um jede Stimme ringen und hoffen, dass ein guter Start gelingt. Denn ein Blick in die Geschichte zeigt, dass manche von ihnen bereits bald als Exkandidaten gelten werden.
Zu diesem Kreis wird wohl auch die Abgeordnete Michele Bachmann zählen, einst eine Favoritin der fundamental-konservativen Tea-Party-Bewegung und heute den Umfragen zufolge weitgehend chancenlos. Sie hat sich dennoch zum Ziel gesetzt, alle 99 Wahlbezirke von Iowa zu besuchen, um mit dem ebenfalls ohne reale Siegesaussichten auftretenden Exsenator Rick Santorum gleichzuziehen. Auch die Wahlkampf-Busse des texanischen Gouverneurs Rick Perry und von Newt Gingrich, dem früheren Sprecher des US-Repräsentantenhauses, rollen in den nächsten Tagen noch einmal durchs kühle Iowa. Gingrich ist ein Paradebeispiel für das, was bisher die Kandidatensuche der "Grand Old Party" ausmacht: Ein Bewerber wird zum "Flavor of the month", also zum Umfragenliebling für einen bestimmten Zeitraum, um dann unter der Last von Negativschlagzeilen so schnell wieder Glanz zu verlieren, wie er ihn einst gewann.
Gut ablesbar war dies schon beim Pizzaketten-König Herman Cain, der als Farbiger zeitweise als konservatives Äquivalent zu Barack Obama gehandelt wurde und dann über Vorwürfe stolperte, was kolportierte außereheliche Affären und seine Avancen gegenüber Mitarbeiterinnen anging. Gingrich, zum dritten Mal verheiratet, muss andere Hiobsbotschaften verkraften: Wie seinem Mitbewerber Rick Perry gelang es ihm nicht, im Bundesstaat Virginia jene 10 000 Unterschriften zu sammeln, die er benötigt, um auf den Stimmzettel zu kommen. Als Wähler-Geschmack der Woche gilt der langjährige Kongressabgeordnete Ron Paul. Doch auch über dem erklärten Pazifisten, der am liebsten alle US-Truppen aus allen Krisenherden abziehen würde, schweben dunkle Wolken: Er soll vor 20 Jahren sowohl gegen Farbige als auch gegen Israel polemisiert haben. In Iowa könnte Ron Paul gewinnen - aber schon eine Woche später, in New Hampshire, dürften die Karten neu gemischt werden.
Dort wird sich auch zeigen, welchen Stellenwert der von Skandalen bisher unberührte Mitt Romney wirklich hat. Die US-Medien charakterisieren den Millionär und Mormonen als langweilig und wenig inspirierend. Aber vielleicht steht Amerikas konservativen Wählern nach Obamas unerfüllten Versprechen ja genau danach der Sinn.

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