Bäume selbst gefällt, Geld gespart

Ein erfundener Straßenname, ein vermeintlich leeres Grab mit einem Sarg darin und eine Baumfällaktion: Der Landes-Bürgerbeauftragte Ullrich Galle erlebt immer wieder kuriose Fälle, die sich hinter Beschwerden von Bürgern verbergen.

 Ullrich Galle TV-Foto: Ilse Rosenschild

Ullrich Galle TV-Foto: Ilse Rosenschild

Mainz. Der typische Beschwerdeführer ist männlich, um die 50 Jahre alt und schreibt gerne. Das hat Ullrich Galle nach mehr als 100 000 Eingaben herausgefunden, die den Bürgerbeauftragten im Laufe der Jahre erreicht haben. Wie alt der Mann war, der im September 2009 exakt die 100 000. Petition einreichte, weiß Galle nicht mehr. Aber an den kuriosen Fall erinnert er sich genau.

Falsche Auskunft bei der Verwaltung



Der TV hat mehrfach über den Dudeldorfer Karl-Heinz Gebel berichtet. Der wandte sich mit seinem Problem an Galle, nachder er zuvor beim ehemaligen Ortsbürgermeister der Gemeinde Zemmer und bei der Verbandsgemeinde Trier-Land nicht weitergekommen war. Gebel fürchtete, jahrelang auf dem Friedhof von Zemmer-Schleidweiler am falschen Grab um seinen Bruder getrauert zu haben. Die Sache kam ins Rollen, als der Eifeler seine Mutter gemäß deren Wunsch neben ihrem 1997 verstorbenen Sohn Edmund bestatten wollte. Das laut Verwaltung leere Grab wurde ausgehoben - doch darin befand sich ein Sarg.

Erst die akribische Aufklärungsarbeit des Bürgerbeauftragten brachte Klarheit: Die Verwaltung hatte Gebel eine unvollständige Auskunft erteilt. Von 1987 bis 2002 war das Grab neben der Ruhestätte von Gebels Bruder belegt, 2002 endete die Liegezeit. Doch der hochwertige Eichensarg darin hielt sich anscheinend länger.

Konnte Ullrich Galle in dieser Angelegenheit helfen, gelang dem Bürgerbeauftragten das bei einem anderen ungewöhnlichen Fall in der Verbandsgemeinde Schweich nicht. Dort beantragte ein Bürger die Änderung eines Straßennamens. Der Gemeinderat hatte den Namen "Hauptstraße 34" beschlossen, der Bürger wollte jedoch den Namen "Detzemer Weg" behalten. Pech für ihn: Galle fand heraus, dass es eine solche Bezeichnung nie gegeben hat. Der Mann hatte sie offenbar erfunden.

In vier Fünfteln aller Fälle enden Petitionen, wie die beim Bürgerbeauftragten per Telefon, E-Mail oder Brief vorgebrachten Anliegen offiziell heißen, mit einem für alle Beteiligten zufriedenstellenden Ergebnis. Dabei gibt es nicht immer ein "Entweder - oder".

So beklagte ein Gerolsteiner, dass er für das Fällen von zehn Bäumen entlang einer Landesstraße 2400 Euro an den Landesbetrieb Mobilität zahlen sollte. Die Bäume sollten auf seinen Wunsch hin gefällt werden, weil er eine Solaranlage auf dem Dach installieren wollte und die Bäume mit ihrem Schattenwurf störten. Letztlich brauchte Galle nicht einzugreifen: Der Gerolsteiner einigte sich mit dem Landesbetrieb, fällte die Bäume selbst und blieb vor den Kosten verschont.hintergrund Der Bürgerbeauftragte Ullrich Galle ist zu erreichen unter Telefon 06131/28 999 99, Fax 06131/28 999 89 oder per E-Mail: poststelle@derbuergerbeauftragte.rlp.de. Informationen und der Jahresbericht 2009 finden sich im Internet unter www.landtag.rlp.de, Stichwort Parlament. Seinen nächsten Sprechtag in der Region hat Galle am Dienstag, 20. April, in der Kreisverwaltung Trier-Saarburg.

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