Trier. Bernard-Massard-Chef Joachim Immelnkemper gilt als Mann der klaren Worte. Das weiß - spätestens seit Donnerstagabend - auch Böhr-Nachfolger Christian Baldauf. So nass-forsch wie von Immelnkemper dürfte der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende noch nirgends im Land begrüßt worden sein. "Ich wusste bis zur Einladung gar nicht, wer das ist", meint Immelnkemper, kaum dass Baldauf im schmucken Barocksaal der Trierer Sektkellerei neben dem Hausherrn Platz genommen hat. Und er legt sogleich noch eine Schippe drauf: "Hinter den Bergen hier in Trier habe ich Sie noch nie gesehen. Und mit markanten Dingen sind Sie auch noch nicht in Erscheinung getreten."Kaum vorstellbar nach diesem verbalen Auftakt, dass sich Baldauf an diesem Abend nicht in die Höhle des Löwen gewagt hat, sondern sozusagen von (Partei-)Freunden umzingelt ist. Wirtschaftsrat der CDU nennt sich der illustre Kreis überwiegend regionaler Unternehmer, der sich regelmäßig trifft, um mit wichtigen Politikern oder anderen bedeutenden Menschen aktuelle Fragen zu diskutieren. Damit es am Ende nicht bloß heißt, "schön, dass wir darüber geredet haben", mag die verbale Auftakt-Peitsche von Sektionssprecher Immelnkemper zum Programm gehören. Mal schauen, wie der Attackierte reagiert…Christian Baldauf pariert nicht schlecht: "Sie dürfen beruhigt sein", kontert er Immelnkemper, "ich kannte Sie bis dato auch nicht." Damit steht es eins zu eins, der neue, junge Hoffnungsträger der rheinland-pfälzischen CDU hat die Auftakt-Hürde genommen. Gut anderthalb Stunden diskutieren die knapp zwei Dutzend Damen und Herren anschließend mit Baldauf über Bürokratie, Verschuldung, Bildung, Infrastruktur und kommunale Finanzen, ehe der Trierer CDU-Altvordere Carl-Ludwig Wagner (77) dem 37 Jahre jüngeren Baldauf signalisiert, dass er seine Nagelprobe beim regionalen Wirtschaftsrat bestanden hat. "Es gab Zeiten mit mehr Vertrauen in die Führungskräfte", sagt Wagner. "Aber zunächst haben Sie hier bei uns Kredit. Lange genug, dass Sie etwas machen können." Christian Baldauf atmet auf und wird wenig später etwas übermütig: "Christian Wulff kennen in Niedersachsen 45 Prozent", sagt er, "mich kennen hier 57 Prozent." "In der Pfalz", kann sich Ingo Becker, Geschäftsführer der Vereinigung Trierer Unternehmer, einen lästerlichen Zwischenruf nicht verkneifen.Christian Baldauf hat verstanden und belässt es an diesem Abend bei der einen missglückten Übertreibung. Vornehmes Klopfen auf die Tische signalisiert dem CDU-Chef am Ende, dass seine Premiere beim regionalen Wirtschaftsrat geglückt ist. "Es hat manche von uns überrascht", resümiert Bernard-Massard-Chef Immelnkemper, "dass in ihm tatsächlich Leben drin ist."