Balduin, der Hoffnungsträger

Der Erfolg der Konstantin-Ausstellung hat offenbar Appetit auf mehr Auseinandersetzung mit der großregionalen Vergangenheit gemacht. Mit dem Trierer Erzbischof und Kurfürsten Balduin, um 1285 in Luxemburg geboren, hat man offensichtlich Großes vor.

 Erinnerungswürdig: Kurfürst Balduin. Foto: Miguel Castro

Erinnerungswürdig: Kurfürst Balduin. Foto: Miguel Castro

Trier. Hierzulande führte der auch weltlich höchst mächtige Kirchenmann zuletzt ein eher schattiges Dasein. Sein Denkmal bröckelte vergessen auf einer Verkehrsinsel in der lauschigen Nähe des Hauptbahnhofs dahin, und eine Umfrage auf dem Hauptmarkt, was die Trierer denn über ihren mittelalterlichen Herrscher wissen, hätte wohl verheerende Ergebnisse gezeitigt. Allenfalls seine Leidenschaft für den Burgenbau ist der breiten Öffentlichkeit noch bekannt.Deshalb war mancher verwundert, als zum 700. Jahrestag der Bischofswahl des seinerzeit 22-Jährigen (!) das Land Rheinland-Pfalz am gestrigen Freitag zu einer hochkarätig besetzten Gedenkfeier ins Kurfürstliche Palais einlud. An der Spitze Ministerpräsident Kurt Beck und Parlamentschef Joachim Mertes, dazu dessen Luxemburger Amtskollege Lucien Weiler, schickte man sich an, den großen Kurfürsten von der Mosel als künftige Identifikations-Figur für die Großregion zu etablieren.

Das bekannte Faible von Mertes für die Geschichte im Allgemeinen und das Ausgraben von Burgen im Besonderen lieferte dem Ministerpräsidenten zwar Munition für ein paar launige Gags, dürfte aber nicht der Hauptbeweggrund für die neue Stoßrichtung des Landes sein. Man sucht zurzeit nach gemeinsamen Projekten, die ein Zusammenwachsen von SaarLorLux fördern könnten.

In Luxemburg geboren, in Trier Erzbischof geworden

Und dafür ist Balduin, der als Luxemburger geboren, in Trier zum Erzbischof gewählt wurde, um dann seinen Machtbereich am Rhein entlang bis Mainz, Worms und Speyer auszudehnen, geradezu prädestiniert. Er habe einem großen Teil des heutigen Rheinland-Pfalz "erstmals eine haltbare politische Ordnung gegeben", befand der Münchener Professor Rudolf Schieffer in einem gelungenen Festvortrag. "Wir tun gut daran, uns an die geschichtlichen Wurzeln unseres Landes zu erinnern", folgerte Ministerpräsident Beck.

Ein rheinland-pfälzischer Ahnherr mit Luxemburger Wurzeln: Das passt derzeit gut in die großregionale Landschaft. "Wir wollen zeigen, dass wir nicht nur Konstantin haben", rief Joachim Mertes aus. Auch wenn der Machtmensch Balduin, darin dem großen Kaiser nicht unähnlich, "schon ziemlich robust" in seinen Methoden gewesen sei.

Letzteres hat den Internationalen Parlamentarier-Rat - der Abgeordneten-Zusammenschluss in Saar-Lor-Lux - jedenfalls nicht davon abgehalten, Balduin kürzlich als "überragende historische Person mit bleibender Bedeutung für die Saar-Lor-Lux-Region" einzustufen. "Ein Glücksfall" sei er gewesen, sagte Luxemburgs Parlamentspräsident Weiler in seiner Ansprache. Allerdings, so vergaß er nicht hinzuzufügen, mehr für die Deutschen als für die Luxemburger.

Dennoch unterstützt Luxemburg den Plan, eine touristische Route "Balduinsweg" einzurichten, die durch Rheinland-Pfalz über das Saarland, Luxemburg bis nach Belgien führen soll. Der kulturhistorische Wanderweg könne sich zu einem "Erkennungssymbol für die Großregion entwickeln", glaubt der Parlamentarier-Rat.

Vielleicht ließe sich aus Balduin auf Dauer noch mehr machen. Die Dimension der Gedenk-Veranstaltung lässt vermuten, dass das Land mit seinem großen Vorfahren noch einiges vor hat. Da wird es in Trier höchste Zeit, die Hausaufgaben zu machen.

OB Klaus Jensen versprach denn auch, man werde sich mit bürgerschaftlicher Hilfe nun zügig um das sanierungsbedürftige Balduins-Denkmal kümmern.

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