Banken beruhigen die Sparer

Die im Bankenverband zusammengeschlossenen 220 deutschen Privatbanken haben gestern Beruhigungspillen an die verunsicherten Bürger verteilt. Die deutsche Finanzbranche stehe nicht vor einer Kreditklemme wie in den USA, und die Einlagen der Sparer seien sicher, verkündeten sie auf einer Pressekonferenz in Berlin. Auch werde Deutschland wegen der amerikanischen Finanzmarktkrise nicht in eine Rezession stürzen, sondern nur in eine Stagnation.

Berlin. Allerdings verlangen nun auch die Kreditinstitute ein stärkeres Eingreifen des Staates gegen unseriöse Spekulationsgeschäfte, die die Wall-Street-Turbulenzen ausgelöst hatten. "Die Selbstregulierung allein wird nicht reichen", sagte Bernd Brabänder, Geschäftsführer Volkswirtschaft des Verbandes. Zwar seien mit der Umstellung der europäischen Kreditmarktregeln zu Basel II schon viele der Mängel behoben worden, doch gebe es immer noch offene Flanken. Zum Beispiel das Management bei Liquiditätsrisiken oder Bilanzierungsstandards. "Es gibt die gemeinsame Pflicht, größtmögliche Transparenz herzustellen". Das klang wie eine Bestätigung der Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die erst am Mittwoch im Bundestag zufrieden festgestellt hatte, dass die Akzeptanz für eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte angesichts der Zusammenbrüche in den USA wachse und die Politik deshalb jetzt an diesem Thema dranbleiben müsse.

Glaubt man dem Bankenverband, haben die deutschen Institute jedoch kein Problem mit den Zusammenbrüchen in Amerika, jedenfalls kein größeres. Zwar werde die Finanzmarktkrise noch länger andauern und in den USA sowie auch in Großbritannien und Spanien zu akuten Schwierigkeiten führen. Nicht aber in Deutschland. Die Sparquote sei in den vergangenen Jahren hoch gewesen, die Banken seien also liquide. Hochriskante Kredite gebe es kaum, denn die Unternehmen hätten ihre Eigenkapital-Quote systematisch von 19 Prozent im Jahr 2000 auf derzeit 25 Prozent erhöht. Auch gebe es in Deutschland, anders als in Spanien und in den USA, keine Übertreibungen am Immobilienmarkt. Eine Folge werde aber sein, dass die Banken bei Großkrediten jetzt etwas genauer hinschauten und versuchten, die Risiken zu minimieren. Für normale Unternehmens- und Privatdarlehen ändere sich nichts. Und das Einlagen-Sicherungssystem halte. "Sparer müssen sich keine Sorgen machen", sagte Brabänder. Zu den Vorgängen bei der vom Bund gestützten IKB und der KFW wollte sich der Branchenverband allerdings nicht äußern.

Die einzige wirkliche Auswirkung der Krise ist laut Bankenverband eine Delle in der Konjunktur. 1,9 Prozent Wachstum in diesem und nur noch 1,0 Prozent im nächsten Jahr lautet die neue Prognose. Das bedeute Stagnation, aber, wie betont wurde, keinesfalls Rezession. Im Euro-Raum bleibe Deutschland damit sogar der "Konjunktur-Anker".

Zusätzlich positiv: Die Inflationsrate werde dank niedrigerer Ölpreise im nächsten Jahr auf unter zwei Prozent sinken und die Arbeitslosigkeit nur sehr moderat steigen. Allerdings, räumte der Chefvolkwirt des Bankenverbandes, Kurt Demmer, ein: "Die Risiken, dass es schlechter kommt, sind größer als die Chancen, dass es besser wird".

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