Bankräuberin und Bergretterin - Wie Playmobil behutsam seine Spielfiguren-Gesellschaft modernisiert

Vor knapp 40 Jahren, da war die Welt einfacher. Es gab Krankenschwestern und Ärzte, Polizisten und Hausfrauen mit Einkaufskorb, die ein Wallekleid trugen, seltsam nach vorn gebogen. Das war bei Playmobil in etwa so wie in der gesellschaftlichen Wirklichkeit der 1970er Jahre. Seitdem hat der fränkische Hersteller geobra Brandstätter seine 7,5.Zentimeter großen Spielfiguren, die in Millionen Kinderzimmern stehen oder herumliegen, modernisiert. Inzwischen gibt es sogar eine bewaffnete Bankräuberin mit Sonnenbrille, schwarzer Jacke und lila Sneakers. Das Symbol der emanzipierten Frau?

Nicht nur, heißt es in der Firmenzentrale in Zirndorf. "Hier gibt es Feuerwehrfrauen, Prinzessinnen, Feen, Polizistinnen, Piratenfrauen, Ärztinnen, zu Hause arbeitende Frauen, Reiterinnen, Bergretterinnen, et cetera", sagt Sprecherin Judith Weingart. So wie sich die Gesellschaft verändert habe, fänden sich heute im Sortiment Frauenfiguren in verschiedenen Rollen. Und Männchen wie den Vater, der am Wickeltisch steht und Windeln wechselt. Weiterhin gibt es Mini-Königinnen, die vor den Spiegel gestellt werden können. Klingt unmodern, aber: "Die Kinder ,schreiben' beim Rollenspiel mit Playmobil die Drehbücher selbst", sagt die Firmensprecherin. Dabei gehe es um den Alltag, aber auch Träume oder Wünsche. Auch wenn diese seit Jahrhunderten gleich sind: Spielzeug hat sich verändert. Das gilt selbst für die bei Mädchen beliebten Barbie-Puppen, heute als Ärztinnen oder Astronautinnen im Handel. Bei Playmobil gab es anfangs gar keine Frauen, heute jedoch Piratinnen, Jetski-Fahrerinnen und Kamerafrauen. Anfragen kommen auch von den Fans. Claudia Weingart zitiert aus einem Brief zweier fünf und sechs Jahre alter Jungs: "Die fragen sich, wie der König seinen Königssohn bekommen hat, wenn es auf der Ritterburg gar keine Frau gibt." oht

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort