Barack Obama kommt noch im Sommer nach Deutschland

Wenn Barack Obama, der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, in diesem Sommer erstmals Deutschland besucht, dürfte es in den Gesprächen mit deutschen Regierungsmitgliedern und Parlamentariern vermutlich mehr als nur Höflichkeitsfloskeln geben.

Washington. Der Themenzettel ist Mitarbeitern des Bewerbers zufolge schon geschrieben. Irans Nuklear-Ambitionen, der Klimawandel, die Lage im Irak und Afghanistan sowie die gemeinsamen Antiterror-Bemühungen. Wenn Barack Obama, der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, in diesem Sommer, wie jetzt angekündigt, erstmals auch Deutschland besucht, dürfte es in den Gesprächen mit deutschen Regierungsmitgliedern und Parlamentariern vermutlich mehr als nur Höflichkeitsfloskeln geben. Denn Obama, der die Europa-Reise - der genaue Zeitpunkt steht derzeit noch nicht fest, könnte aber schon im Juli liegen - nur wenige Monate vor den Wahlen am 4. November zur Stärkung seiner außenpolitischen Qualifikation nutzen will, dürfte in Berlin, Paris und London auch erste klare Hinweise darauf geben, dass eine radikale Trendwende zur Ära George W. Bush bei einem Wahlsieg nicht zu erwarten ist. "Falls Obama gewählt wird, kann sich Europa nicht länger hinter seiner Abscheu für Bush verstecken," sagt Susan Rice, wichtigste außenpolitische Beraterin des Kandidaten, zu Journalisten. Sprich: Es wird handfeste Ansprüche geben - sei es beim Wiederaufbau des Irak oder einer stärkeren Rolle der Verbündeten in Afghanistan. Diese beiden Länder stehen in einem gesonderten Trip - wie auch Israel und Jordanien - ebenfalls im Reisekalender Obamas, der auf jeden Fall noch vor dem Nominierungsparteitag der Demokraten Ende August über den Atlantik jetten wird. Doch die größte Portion Sprengstoff verbirgt sich hinter der Ankündigung des Kandidaten, mit "den Schlüsselstaaten der Allianz die wichtigsten gemeinsamen Herausforderungen" diskutieren zu wollen, die wichtig für Amerikas Sicherheit und die der Verbündeten seien. "Sie sollten ihre Erwartungen niedriger schrauben und auch weniger Obama-T-Shirts kaufen," so Frei, der schon jetzt eine nicht einfache Zeit für das transatlantische Verhältnis prophezeit, gelingt dem Farbigen der Einzug ins Weiße Haus. Klare Indizien dafür, dass Korrekturen im bisher dominierenden deutschen Obama-Bild einer durch und durch liberalen "Anti-Bush"-Persönlichkeit angebracht sein könnten, ergaben sich bereits in der letzten Woche. Bei der Frage, ob ein Kinderschänder exekutiert werden dürfe, selbst wenn er sein Opfer nicht getötet habe, stellte sich der Senator klar auf die Seite jener am Ende in der Minderheit befindlichen Befürworter unter den Supreme Court-Richtern. "Obama bewegt sich immer stärker nach rechts und zeigt Härte," konstatierte die "New York Post", "das zeigt einen Mann, der um jeden Preis gewinnen will." Zu diesem Trend passt auch ein Ereignis der letzten Woche: Obama-Mitarbeiter entfernten zwei moslemische Frauen mit Kopftüchern aus dem Blickwinkel der Fernseh-Kameras bei einer Rede des Kandidaten, nachdem diese ihre Kopfbedeckung nicht ablegen wollten. Zwar entschuldigte sich Obama später höchstpersönlich für diese Maßnahme - doch der Vorfall blieb in den Medien nicht unbemerkt.

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