Becks Alleingang

Da hat sich der Ministerpräsident aber weit aus dem Fenster gelehnt: Weg mit dem dreigliedrigen Schulsystem. Eine brisante Forderung, die zu Recht für Wirbel sorgt, zumal Beck seit Anfang der Woche als SPD-Chef ohnehin im bundesweiten Fokus steht.

Beck scheint in Sachen Bildung einen Alleingang zu wagen. Verständlich, dass die Staatskanzlei nun zurückrudert. Im Wahlkampf machte sich die rheinland-pfälzische SPD noch für den Erhalt des Schulsystems stark. Auch nachdem Lehrer an der Berliner Rütli-Hauptschule wegen zunehmender Gewalt und Integrationsprobleme die weiße Fahne gehisst hatten, hielt Bildungsministerin Ahnen, mögliche Nachfolgerin Becks auf dem Stuhl des Ministerpräsidenten, wacker an der Hauptschule fest und verteidigte sie gegen Angriffe der Gewerkschaft. Nun muss sie sich noch gegen ihren Chef behaupten. Beck ist ein gewiefter Taktiker. Er weiß genau, was er wann sagen muss, und welche Reaktionen seine Aussagen auslösen. Unbedachte Formulierungen sind nicht sein Ding. An seiner klaren Äußerung gegen das dreigliedrige Schulsystem gibt es nichts zu deuteln. So wie er der Gesundheitsreform einen sozialdemokratischen Anstrich verpassen will, soll nun auch das Schulsystem ideologisch gefärbt werden. Er hat damit einen Impuls für eine längst überfällige Diskussion gegeben. Nach jeder Pisa-Studie wird die Forderung nach der Reform des deutschen Bildungswesens laut. Getan hat sich bislang nichts, den Politikern fehlt dazu der Mut. Beck hat das nötige Gewicht, die Reform voranzutreiben und sie anzupacken. Ein erstes deutliches Signal als neuer Parteichef. b.wientjes@volksfreund.de

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