"Bedrohung durch Terror besorgniserregend hoch"

Der für Terrorismus zuständige Staatssekretär im Bundesinnenministerium, August Hanning, rechnet nach einer Verurteilung der sogenannten "Sauerland-Bomber" nicht mit einer erhöhten Terrorgefahr in Deutschland. Das machte er am Mittwoch im Interview mit dem TV deutlich.

Berlin. (has) Deutschland droht nach Darstellung von Staatssekretär August Hanning nach einer Verurteilung der sogenannten "Sauerland-Bomber" zwar keine erhöhte Terrorgefahr, das Bedrohungspotenzial des islamistischen Terrorismus ist aber auch so "besorgniserregend hoch". Das sagte Hanning im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Fragen stellte unser Korrespondent Hagen Strauß.

Herr Staatssekretär, gestern hat der Prozess gegen die sogenannte Sauerland-Gruppe begonnen, und offenbar gibt es auch ein neues Drohvideo mit Deutschland-Bezug. Wie groß ist die Terrorgefahr derzeit?

Hanning: Die Anschlagsplanungen der sogenannten Sauerland-Gruppe sind in ihrer beabsichtigten Dimension für Deutschland völlig beispiellos gewesen. In jüngster Zeit haben wir eine deutliche Zunahme von deutschsprachigen beziehungsweise gegen Deutschland gerichteten islamistischen Verlautbarungen festgestellt - das jüngste vor zwei Wochen aufgetauchte, dritte Video der Islamischen Bewegung Usbekistans reiht sich in diese neue Qualität der medialen Drohkulisse ein. Insgesamt müssen wir davon ausgehen, dass islamistische Terroristen auch in Deutschland Anschläge begehen wollen und können.

Muss man sich nach einer Verurteilung der Angeklagten größere Anschlags-Sorgen machen?

Hanning: Nein. Das Bedrohungspotenzial des islamistischen Terrorismus ist unabhängig davon, ob es zu Verurteilungen kommt, besorgniserregend hoch.

Was sind gefährdete Ziele - und wo werden mögliche Attentate geplant?

Hanning: Islamistische Terroristen streben hohe Opferzahlen an, um eine hohe Aufmerksamkeit zu erzielen. Gefährdet sind deshalb besonders Flughäfen und der öffentliche Nahverkehr. Der Schwerpunkt des internationalen Djihad befindet sich im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet. Zunehmend bedrohlich wird aber auch die El-Kaida im Norden Afrikas - vor unserer Haustür.

Welche Erkenntnisse gibt es, inwieweit Deutsche selber an solchen Planungen beteiligt sind?

Hanning: Zwei der drei im Herbst 2007 verhafteten Mitglieder der sogenannten Sauerlandgruppe sind deutsche Staatsangehörige, die zum Islam übergetreten sind und sich dann radikalisiert haben. In jüngster Zeit haben wir festgestellt, dass weitere Personen aus Deutschland in Terrorcamps reisen und dort ausgebildet werden. Das ist eine Bedrohung für unsere Soldaten und Polizisten in Afghanistan - aber auch für uns in Deutschland.

Steigt die Terrorgefahr vor der Bundestagswahl?

Hanning: Allgemein ist zu beobachten, dass Islamisten eine Drohkulisse gegen Deutschland aufbauen und verstärken - auch mit dem Ziel, politische Entscheidungsprozesse der Regierung und des Parlaments zu beeinflussen. Das bereitet uns Sorge und veranlasst uns zu höchster Aufmerksamkeit gegenüber der nicht unerheblichen Zahl von Personen, die sich für den islamistischen Djihad in Deutschland interessieren.

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