Begrüßenswerte Einmischung

Empfängnisverhütung und Homosexualität, Frauenbild und Scheidung - über so manche Haltung der Katholischen Kirche kann man trefflich streiten. Dass sich ihre Bischöfe in der Gesellschaft zu Wort melden und ihren Positionen Gehör verschaffen, ist dagegen ohne Frage begrüßenswert.

Denn der Trierer Bischof hat Recht: Wo sind die anderen, die die Erinnerung an wichtige Werte wachhalten? Keine andere Institution kann in diesem Punkt auch nur annähernd mit den Kirchen mithalten. Reinhard Marx' gesellschafts- und sozialpolitische Positionen verdienen nicht nur deshalb Beachtung, weil sie fundiert und wohldurchdacht sind. Der Trierer Kirchen-Chef liefert statt Patentlösungen vor allem auch Denkanstöße. Ein Ansatz, den sich die Kirche bei anderen Themen zum Vorbild nehmen sollte. Denn in vielen Fragen, in denen sie den Anspruch auf die "richtige" Position erhebt, sprechen jeweils gute Argumente für andere Sichtweisen, gibt es nicht schwarz und weiß. "Beton-Positionen" vergraulen Andersdenkende. Kein Problem, sagt der Trierer Bischof, wenn sich die Kirche dadurch klarer positioniert, sichert sie ihren Einfluss. Wird diese Rechnung aufgehen? Wieder eine Frage, über die man geteilter Meinung sein kann. Wie dem auch sei. Ob sich die Kirche differenziert oder undifferenziert äußert - es bleibt dabei: Gut, dass sie sich einmischt. Niemand braucht ja ihre Positionen zu übernehmen. Auch wenn sie als Reibungsfläche dienen, als Korrektiv, ist viel gewonnen. Für beide Seiten. i.kreutz@volksfreund.de

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