Behördliches Angler-Latein

Wer sich anschaut, wie die zuständigen rheinland-pfälzischen Behörden auf die Gutachten der Firma Biomonitor und das vom luxemburgischen Gesundheitsministerium unlängst verhängte Moselfisch-Verzehrverbot reagieren, der muss graue Haare bekommen.

Wo rasche und umfassende Information und Aufklärung der Verbraucher und Angler über Messwerte, Risiken und Konsequenzen Not täten, ist die Devise Schulterzucken, Abwiegeln, Vertrösten, Desinformieren. Wie ist es sonst zu erklären, dass die Obere Fischereibehörde zum Beweis ihres Engagements auf regelmäßige Untersuchungen der Moselschutzkommission verweist, während die Kommission selbst sagt, seit fast zehn Jahre keine Fische mehr auf Schadstoffbelastungen zu untersuchen? Wie, bitteschön, kann ein Beamter so zynisch sein und den Verzehr von Moselfisch in einem Atemzug nennen mit dem Konsum von Zigaretten, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie das beim Verbraucher wohl ankommt? Und wie kann das Mainzer Umweltministerium ein Merkblatt für Angler aus dem Jahr 1993 einfach per Stempel "aktualisieren", obwohl wissenschaftliche Forschungen in den letzten Jahren ganz neue Erkenntnisse an den Tag gebracht haben? So viel Angler-Latein, so viel Widersprüchliches und so viele Ungereimtheiten sind innerhalb kurzer Zeit selten von einer rheinland-pfälzischen Behörde verzapft worden. Der eigentliche Skandal ist nicht die (tatsächlich schon lange bekannte) Belastung der Grenzflüsse und der darin schwimmenden Fische, sondern die Art und Weise, wie deutsche Behörden damit umgehen. Höchste Zeit, dass die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad das Zünden von Nebelkerzen endlich einstellt und sagt, was Sache ist. Damit der Flurschaden nicht noch größer wird, als er ohnehin schon ist. r.seydewitz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort