Beigeschmack der Abzocke

Über den Inhalt eines Bierglases haben schon viele gestritten. Für die einen ist es halb voll, für die anderen halb leer. Und selbst, wenn sich beide Parteien einig sind, lässt sich ein Problem nicht vom Tresen wischen: Es ist zu teuer.

Ein Glas Hefeweizen für vier Euro ist eine Unverschämtheit, vor allem dann, wenn die Kneipe, in der das Bier angeboten wird, den Charme einer Parkhaus-Toilette hat. Je nach Gegebenheit kann auch eine solche Lokalität der angemessene Rahmen sein, dann aber bitte zu angemessenen Preisen. Viele Wirte haben die Umstellung auf den Euro vor drei Jahren dazu genutzt, ihre Preise anzuheben, einige unter ihnen noch nicht mal aus Bosheit, sondern der Einfachheit wegen. Aus einem Bierchen für 2,50 Mark sind dann 1,50 Euro geworden - lässt sich besser rechnen als 1,30 Euro und mehr Umsatz bringt es ja auch. Eine Rechnung, die nicht aufging, und der gesamten Branche geschadet hat. Dass Gastronomiebetriebe wegen steigender Einkaufspreise oder Knebelverträgen mit Brauereien ihre Dienstleistung teurer anbieten müssen, als vor ein paar Jahren, steht außer Frage - viele sind finanziell bereits am Ende, andere noch einen Schritt weiter. Doch jeder Biss ins Gasthaus-Schnitzel und jeder Schluck gezapftes Bier hat den Beigeschmack der Abzocke. Hinzu kommt, dass sich immer mehr Wirte um immer weniger Freizeit-Durstige schlagen müssen. Menschen, die weder Ahnung von Gastronomie noch von Betriebswirtschaft haben, eröffnen Kneipen und treiben sich und andere in den Ruin. u.hentschel.red@volksfreund.de

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