Berechtigte Angst

Jaja, der öffentliche Dienst: Dort schiebt man eine ruhige Kugel und ist nicht bereit, dies 18 Minuten am Tag länger zu tun! Ein in diesen Tagen gepflegtes Vorurteil. Doch so einfach ist es nicht. Die Menschen, die kommende Woche wohl auch bei uns auf die Straße gehen werden, sind keine unkündbaren Beamten (die übrigens längst 40 Stunden pro Woche arbeiten).

Es sind Arbeiter und Angestellte, die in den vergangenen Jahren Zeugen eines stetigen Stellenabbaus und damit einer steigenden Arbeitsbelastung bei der öffentlichen Hand geworden sind, die Ausgliederungen miterlebt haben und deren Vertretern in den Tarifkommissionen viele Zugeständnisse abgerungen worden sind. Den wenigsten von ihnen geht es um die Mehrarbeit. Sie haben Angst. Davor, dass die Arbeitgeber eine einfache Rechnung aufmachen: Wenn die Mitarbeiter länger arbeiten, können Arbeitsplätze eingespart werden. Es gibt also durchaus nachvollziehbare Gründe für diesen Streik. Das ändert jedoch nichts an der katastrophalen Situation der öffentlichen Haushalte, daran, dass dringend gespart werden muss. Und ein Stellenabbau im öffentlichen Dienst gehört nun einmal zu den Optionen mit dem größten Potenzial. Er muss kommen, und er wird kommen. Das wissen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, und darauf dürfte ihre allen Prognosen zufolge hohe Mobilisierung zurückzuführen sein. Für ein schnelles Ende des Arbeitskampfs kommt es nun auf das Fingerspitzengefühl der Arbeitgeber an - eine Eigenschaft, die diese zuletzt vermissen ließen. Nicht Druck und Drohungen sind jetzt gefragt, sondern offene Worte und sozial verträgliche Konzepte. Kurz: Signale, dass die Fürsorgepflicht für die Mitarbeiter allen nötigen Sparmaßnahmen zum Trotz keine leere Floskel ist. i.kreutz@volksfreund.de

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