Besitzer will bissigen Hund einschläfern lassen

Wie es zu der Hundeattacke auf einen elfjährigen Jungen in Leimbach (Eifelkreis Bitburg-Prüm) kam, gibt Rätsel auf. Grundlos hat das Tier den Jungen angefallen. Ähnlich wie der Besitzer sind auch weitere Hundehalter der Ansicht, dass das bissige Tier eingeschläfert werden soll.

Leimbach. "Meinem Enkel geht es den Umständen entsprechend besser", sagt Christa-Columbus Dichter, Großmutter des elfjährigen Jungen. Ihr Enkel wurde am Dienstagabend in Leimbach (Verbandsgemeinde Neuerburg) Opfer einer Hundeattacke (der TV berichtete). "Keiner weiß, wie das passieren konnte", sagt die Großmutter. Bei dem Tier handelt es sich um einen Berner Sennenhund-Mischling, der den Nachbarn gehört: "Das sind nette Leute, mein Enkel kennt den Hund."

Der Besitzer des Hundes ist derzeit in Urlaub, weshalb seine Schwiegermutter ihn und einen weiteren Hund ausgeführt hat. "Beide Hunde waren angeleint", sagt Wolfgang Zenner, Pressesprecher der Polizei Bitburg. "Der Frau kam eine andere Frau mit drei Pferden entgegen. Um einer Konfrontation der Hunde mit den Pferden auszuweichen, ist die Frau mit den Hunden in einen Vorgarten gegangen", sagt Zenner. Dort trafen die Hunde auf den elfjährigen Jungen.

Den weiteren Verlauf skizziert der Polizist wie folgt: "Der große Mischlingshund hat ohne erkennbaren Grund den Jungen angegriffen." Die Polizei ermittelt nun wegen Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung. "Das Ermittlungsverfahren richtet sich gegen die Frau, die die Aufsicht über die Hunde hatte", sagt Zenner.

Der Besitzer des Hundes hat angekündigt, das Tier einschläfern zu lassen. "Wenn, wie in diesem Fall, der Halter sagt, dass er das Risiko mit dem Tier nicht länger eingehen will und kann, dann brauchen wir keine Einschläferung anzuordnen", sagt Peter Kandels, Leiter des Ordnungsamts der VG Neuerburg. Andernfalls hätte das Ordnungsamt in Absprache mit dem zuständigen Amtstierarzt der Kreisverwaltung prüfen müssen, ob es die Einschläferung des Hundes anordnet.

Derzeit ist der Hund nach Auskunft der Polizei in einem Zwinger untergebracht. Sobald er eingeschläfert ist, wird er im Landesuntersuchungsamt in Koblenz auf Tollwut untersucht. Zwar gilt Rheinland-Pfalz seit mehr als 20 Jahren grundsätzlich als tollwutfrei. Aber nach einer solchen Biss-Attacke wird ein Tier routinemäßig überprüft. Für den Menschen ist Tollwut tödlich. Aber auch jenseits von Tollwut hätte die Biss-Attacke für den Jungen noch schlimmer enden können. "Wenn der Hund am Hals so zugebissen hätte wie am Bein, hätte es eng werden können", sagt der Neuerburger Ordnungsamts-Chef. Der Junge ist nach wie vor im Krankenhaus, wo er mit einem Rettungshubschrauber hingeflogen worden war. "Gottseidank wurden keine Sehnen und Knochen beschädigt. Das ist ein Lichtblick", sagt die Großmutter, die hofft, dass ihr Enkel bald wieder wohl auf ist. EXTRA Experten-Meinung: Klaus Jostock ist Vorsitzender der Rottweiler-Bezirksgruppe Speicher (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und Landesgruppenausbildungswart. Für ihn steht fest: "Einen Hund, der ein Kind einmal so angefallen hat und grundlos drauflos beißt, würde ich zum Schutz des Menschen einschläfern lassen." Was die Situation in Leimbach angeht, kann Jostock nur spekulieren. "Möglicherweise waren die Hunde durch den Anblick der Pferde verunsichert und haben bereits unruhig an der Leine gezogen. Vielleicht wären die Hunde aber auch völlig ruhig an den Pferden vorbeigegangen und wurden erst dadurch verunsichert, dass die Frau als ihr Führer der Situation ausgewichen ist", sagt Jostock. Durch ein solches Wegziehen auf ein anderes Territorium könnte es passieren, dass Hunde möglicherweise in Alarmbereitschaft versetzt werden: "Und dann treffen die auf etwas anderes, den Jungen, den sie vielleicht als Bedrohung empfunden haben." (scho)

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