Kirche Sterbeamt für verstorbenen Weihbischof Schwarz: Bewegender Abschied vom Pionier der Brüderlichkeit

Trier · „Leo Schwarz waren die einfachen Menschen besonders wichtig“, sagt Triers Bischof Stephan Ackermann im Sterbeamt für den verstorbenen Weihbischof.

 Der Trierer Dom ist während des Requiems bis auf den letzten Platz gefüllt.

Der Trierer Dom ist während des Requiems bis auf den letzten Platz gefüllt.

Foto: TV/Rolf Seydewitz

Touristen, die am Dienstagmorgen den Trierer Dom besucht haben, dürften sich verwundert die Augen gerieben haben. Die älteste deutsche Bischofskirche ist bis auf den letzten Platz besetzt, der Domchor singt, und um die Altar-Insel gruppiert sich ein gutes Dutzend Bischöfe, gut erkennbar an den lilafarbenen Käppchen.

Am Ende des Mittelgangs steht vor dem Aufgang zum Altar ein schlichter Holzsarg, auf dem ein Bischofsstab liegt – und eine Mitra. Es sind die Insignien des am Montag voriger Woche im Alter von 87 Jahren gestorbenen Weihbischofs Leo Schwarz. Zum Sterbeamt sind die Verwandten gekommen, viele Mitarbeiter, Priester, Weggefährten und Gläubige.

Wo der vor zwölf Jahren emeritierte Weihbischof die Schwerpunkte seiner priesterlichen Arbeit gesetzt hat, ist an der Liste der Konzelebranten zu erkennen. Die Hauptgeschäftsführer der kirchlichen Hilfswerke Misereor, Renovabis und Adveniat sind da, dazu der Vorsitzende der bolivianischen Bischofskonferenz, Ricardo Centellas, und Edmundo Abastoflor, der Erzbischof des bolivianischen Bistums La Paz.

 Reinhard Prümm, der ehemalige Fahrer des verstorbenen Weihbischofs, trägt den umgedrehten Bischofsstab von Leo Schwarz.

Reinhard Prümm, der ehemalige Fahrer des verstorbenen Weihbischofs, trägt den umgedrehten Bischofsstab von Leo Schwarz.

Foto: Friedemann Vetter

Leo Schwarz und Bolivien – das sei eine ganz besondere Beziehung gewesen, sagt Triers Bischof Stephan Ackermann in seiner Predigt. Als junger Priester ging Schwarz in den 1960er Jahren in die Partnerdiözese, machte dort die „größte Lern­erfahrung meines Lebens“, wie er es selbst einmal beschrieb. Die Leute dort hätten ihn gelehrt, was er eigentlich in seinem Leben tun müsse.

 Bischof Stephan Ackermann mit seinen bolivianischen Kollegen Ricardo Centellas (links) und Edmundo Abastoflor.

Bischof Stephan Ackermann mit seinen bolivianischen Kollegen Ricardo Centellas (links) und Edmundo Abastoflor.

Foto: TV/Rolf Seydewitz

Bei den Landarbeitern in Bolivien habe Leo Schwarz den Blick für die einfachen Menschen und die Kleinen gelernt, sagt der Trierer Bischof über den Verstorbenen, den er 2006 noch selbst als Trierer Weihbischof beerbt hat. Schwarz habe sich denen zugewandt, die nicht in der ersten Reihe des Lebens stehen, und sie „immer wieder ganz nach vorne geholt, um sie auf Augenhöhe teilhaben zu lassen“.

Wie wichtig dies dem gebürtigen Winzersohn aus der Nähe von Bad Kreuznach war, machte Leo Schwarz nach seiner Emeritierung deutlich, als er wieder als einfacher Priester nach Bolivien aufs Land ging. „Leo, du warst ein Pionier der Brüderlichkeit und ein Apostel der Barmherzigkeit“, sagt am Ende des gut ein­einhalbstündigen Sterbeamts der bolivianische Bischof Ricardo Centellas, und der ganze Dom spendet anschließend Beifall. Es ist einer der anrührendsten Momente an diesem späten Vormittag im Dom.

Ein anderer folgt wenige Minuten später: Als das Requiem zu Ende ist und die Prozession den Sarg durch den Mittelgang des Doms geleitet, trägt der ehemalige Fahrer von Weihbischof Leo Schwarz, Reinhard Prümm, den umgedrehten Bischofsstab. Es ist das Zeichen der erloschenen Hirtengewalt des verstorbenen Weihbischofs.

Leo Schwarz wird in der Pauluskapelle beigesetzt. Die im Kreuzgang des Doms gelegene Kapelle ist seit rund 150 Jahren Grabstätte der Trierer Weihbischöfe.

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