Bewusste Signale

Ein Kaffeekränzchen war der gestrige Dreier-Gipfel in Berlin beileibe nicht. Im Gegenteil - Schröder, Chirac und Blair haben bewusst Signale an die alten und neuen Europäer der Union gesendet. Und das ist gut so.

Denn damit ist endlich wieder mehr Dynamik in die europäische Bewegung gekommen, die schon seit längerem durch Finanzkrach, Führungslosigkeit und erhebliche Selbstblockade aus dem Tritt geraten ist. Von der wachsenden Entfremdung gegenüber dem EU-Bürger ganz zu schweigen. Natürlich sind die Bedenken und der Ärger in den anderen europäischen Hauptstädten verständlich, hinter dem erneuten Treffen der "großen Drei" verberge sich die heimliche Gründung eines "Direktoriums". Wer so argumentiert, sorgt sich aber zunächst um den eigenen Einfluss und übersieht geflissentlich, dass Berlin, Paris und London zu Recht ihren Führungsanspruch formulieren. Denn gerade diese Staaten sind nun mal die Motoren der Einigung; sie sind nicht nur in der Lage, die europäischen Gräben des Irak-Krieges weiter zuzuschütten, sondern ohne sie lässt sich die wirtschaftliche Krise der Union und ihre weltpolitische Bedeutungslosigkeit nicht Stück für Strück beheben. Gute Gründe also für eine enge Abstimmung, die eben nicht automatisch zu Lasten der anderen Partner gehen muss. Zumal doch klar ist: Papier ist geduldig, soll heißen, den schönen Schlusserklärungen und freundlichen Bildern folgen nicht unbedingt Taten. Das lehrt die Erfahrung - und sollte die Skeptiker eher beruhigen. mar/woc nachrichten.red@volksfreund.de

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