Bilder aus dem Staub

Kennen Sie "Tschurjumow-Gerassimenko"? Nein, aber Sie bezahlen fleißig mit Ihren Steuergeldern dafür mit, dass eine Sonde Bilder vom Kometen "Tschurjumow-Gerassimenko" liefern soll - allerdings erst in zehn Jahren. Eine Milliarde Euro lässt sich die europäische Weltraumbehörde ESA ihre Rosetta-Mission kosten. Reines Prestige, der sittliche Nährwert könnte lediglich darin bestehen, Erkenntnisse über die Entstehung unseres Weltalls zu gewinnen. Als ob auf der Erde nicht dringlichere Probleme auf Wissenschaftler warteten. Die Mission lautet: Schießt eine Sonde ins Weltall, die 2014 - wenn vielleicht auch die Lkw-Maut endlich funktioniert - auf einem rund drei Kilometer langen Kometen (also vorrangig Weltraumstaub) eine Punktlandung machen soll. Die ESA spricht bereits jetzt von einem "atemberaubenden Erfolg" - aber wem nutzt es? Die Ausgaben sind immens, wie für viele Weltraumprojekte zuvor. Selbst wenn erkundet werden kann, wie das Weltall entstand, wird auf der Erde keine einzige Krankheit geheilt, keine einzige neue Material-Eigenschaft entdeckt und (hoffentlich) kein neuer Hollywood-Streifen gedreht werden - was fast auch schon den Gesamtnutzen der bisherigen Raumfahrt widerspiegelt. Rosetta ist ein Projekt für Freaks. Und die werden den Sinn dieser Mission in den höchsten Tönen loben. Die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes, eines Kontinents oder der ganzen Welt lässt sich aber sinnvoller belegen. Aber der Wettlauf im All hat schließlich Tradition - und die wird Rosetta nicht beenden. b.pazen@volksfreund.de

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