Bildungsbericht: Kanzlerin bastelt an einem neuen Image

Berlin. (has) Heute in einer Woche wird Angela Merkel das Segler-Spektakel "Kieler Woche" eröffnen - mit den Worten: "Leinen los!" Der traditionsreiche Spruch lässt sich seit Donnerstag auch ins Politische übertragen: Nachdem die Kultusminister der Länder den ernüchternden Bildungsbericht mit vielen Mängeln vorgelegt haben, hat Merkel höchstpersönlich die Leinen gelöst und Fahrt in Richtung eines neuen Images aufgenommen - nach der Klimakanzlerin will sie sich nun als Bildungskanzlerin profilieren.

Während Merkel im Oktober zum Gipfel ins Kanzleramt eingeladen und angekündigt hat, vorher auf "Bildungsreise" quer durch die Republik gehen zu wollen, machen andere konkrete Vorschläge für den Weg aus der Krise: Grünen-Chef Reinhart Bütikofer will den für den Aufbau Ost eingeführten Solidaritätszuschlag über 2020 hinaus bestehen lassen und in einen Bildungs-Soli umwandeln. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) indes möchte einen anderen Weg gehen: Die durch sinkende Schülerzahlen freiwerdenden Mittel von 25 Milliarden Euro bis zum Jahr 2015 sollten dafür eingesetzt werden, "um zu Qualitätsverbesserungen zu kommen. Dann braucht es keinen Soli", so die Ministerin. Allein in diesem Jahr gebe es in Deutschland 33 000 Schüler weniger als in früheren Jahren. Eines steht fest: Der Bericht hat die Debatte über die Lage des Bildungssektors neu entfacht - das Thema ist mal wieder in aller Munde. Viele der aufgelisteten Mängel im Schulsystem sind allerdings schon seit Jahren bekannt, geändert hat sich nichts - so etwa, dass das deutsche Bildungssystem besonders Migrantenkinder und Kinder aus sozial schwachen Familien benachteiligt.

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