Bildungsministerium hat neue Idee: Vertretungspool für 200 Lehrer

Im Streit um die Vertretungslehrer lenkt das rheinland-pfälzische Bildungsministerium offenbar ein. Nach Informationen der Rhein-Zeitung soll die umstrittene Kontrolle und Freigabe aller Verträge zeitnah wieder zurück in die Trier er Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) verlagert werden.

Mainz. Gewerkschaften und Lehrerverbände können einen Erfolg verzeichnen: Die ADD wird auf eine strikte Kostenkontrolle (Controlling) verpflichtet und darf eine bestimmte Budget-Obergrenze nicht überschreiten. Doch in diesem Rahmen kann sie weiter befristete Vertretungsverträge genehmigen.
Hintergrund: Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium drückt bei den Vertretungslehrern kräftig auf die Kostenbremse. In der jüngeren Vergangenheit waren immer mehr solche Stellen von der ADD bewilligt worden. Zuletzt hatten 2700 Vertretungslehrer einen Vertrag. Kostenpunkt: 80 Millionen Euro. Trotzdem wurde die strukturelle Unterrichtsversorgung nicht wesentlich besser, wie man im Ministerium betont. Verschärfend kommt hinzu, dass die Mittel für die Vertretungslehrer bereits zur Hälfte des Schuljahrs quasi ausgeschöpft sind.
Das Bildungsministerium wollte mit der Extra-Kontrolle im eigenen Haus offenbar klären, wie viele Vertretungsverträge unbedingt nötig sind. Die Schulen müssen darlegen, wie ihr Vertretungskonzept aussieht. Laut Gewerkschaft GEW sucht das Ministerium zudem Alternativen, um Vertretungslehrer einzusparen. Können Klassen kurzfristig zusammengelegt werden? Ist die eine oder andere Arbeitsgemeinschaft verzichtbar? In der Regel bekommt die betroffene Schule vom Ministerium in zwei, spätestens drei Tagen Bescheid, wie es weitergeht. Die Schuldenbremse zwingt das Land auch im Bildungsbereich zum Sparen. Davon sind die Vertretungslehrer nicht ausgenommen.
Die verschiedenen Lehrerverbände sorgen derweil kräftig für Wirbel. Sie prangern massiven Unterrichtsausfall an. Das wiederum stößt beim SPD-geführten Bildungsministerium auf Kritik. Denn dort erinnert man sich gut daran, dass die Lehrerlobby stets gegen die Vertretungslehrer Front machte. Das Ziel der Gewerkschaften: ordentliche Planstellen statt unsicherer Zeitverträge.
Einstellung bei Bedarf



Dieses Ansinnen greift das Ministerium jetzt mit einer Neuschöpfung auf: Es richtet einen Vertretungspool ein. 200 Lehrer erhalten dort eine feste Stelle, werden also Beamte. Die ersten drei Jahre müssen sie in der Schule helfen, in der sie gebraucht werden. Sie bleiben aber mindestens sechs Monate an einem Ort. Zielrichtung laut Ministerium: "mehr Verlässlichkeit für Schulen und Eltern bei Vertretungsfällen". Über diesen Pool hinaus werden auch weiter Vertretungslehrer eingestellt. Voraussetzung: Es besteht dringender Bedarf. DB

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