Billig heizen, billig tanken: Ölpreise bleiben im Dauertief

Trier · Der Geldbeutel der Verbraucher wird derzeit kräftig geschont. Die Ausgaben für Heizöl und Sprit sind deutlich zurückgegangen. Öl ist derzeit halb so teuer wie noch vor zwei Jahren und damit billiger als andere Brennstoffe.

Wer vor einem Monat seinen Heizöltank gefüllt hat, weil er gedacht hat, dass der Ölpreis nicht mehr weiter fallen wird, der dürfte sich ärgern. Im Schnitt 470 Euro kosteten Ende vergangenen Jahres 1000 Liter Heizöl (bei Abnahme von 3000 Litern). Gestern waren es durchschnittlich 410 Euro. Vor einem Jahr lag der Preis bei rund 570 Euro, Anfang 2014 sogar bei gut 800 Euro. Trotz leichter Schwankungen nach oben ist der Ölpreis derzeit im freien Fall.

Ölhändler und Verbraucherschützer tun sich schwer mit einem Rat, Öl jetzt zu kaufen oder zu warten. Wenn der Tank noch gefüllt ist, sollte man warten, rät Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Denn es sei gut möglich, dass die Preise noch weiter in den Keller gehen. Und wenn man jetzt Öl bestelle, gelte der aktuelle Preis.

Bedenken sollte man auch, dass man derzeit bis zu fünf Wochen auf eine Öl-Lieferung warten müsse. Fest steht: Das Heizen mit Öl ist derzeit billiger als das mit anderen Brennstoffen, etwa Holz. Ein Schüttraummeter Brennholz (etwa 300 Kilogramm) kostet im Schnitt 80 Euro und ist von der Heizwirkung gleichzusetzen mit 150 Liter Heizöl (Preis: rund 60 Euro). Auch gegenüber Pellets ist Öl derzeit deutlich billiger. Bei einem Jahresverbrauch von 3000 Liter Öl spart man im Vergleich zu Pellets über 300 Euro, im Vergleich zu Gas sogar bis zu 800 Euro. Daher lohnt sich derzeit auch für viele Hausbesitzer nicht der Umstieg auf modernere Heizungen, zumal etwa eine neue Pelletheizung bis zu 20000 Euro kostet.

Doch nicht nur klimafreundliche Heizungen könnten angesichts der Ölpreise zu Ladenhütern werden. Auch die Anschaffung von Elektroautos lohnt sich aufgrund der niedrigen Spritpreise noch weniger als bisher. Ein Liter Super kostete gestern in Trier rund 1,40 Euro, in Wittlich 1,22. Diesel kostete 1,11 Euro in Trier und 93 Cent in Wittlich. Auch in Luxemburg ist Tanken derzeit so günstig wie seit langem nicht: Super kostete gestern dort etwas mehr als einen Euro und Diesel gerade mal rund 85 Cent. Während Experten von einem weiter fallenden Ölpreis ausgehen, werde es beim Sprit nicht noch deutlicher runter gehen.

Freie Fahrt für günstiges Öl

Öl ist so billig wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Die Verbraucher profitieren in Milliardenhöhe. Der Preistrend nach unten könnte zumindest bis Ostern anhalten. Die Verbraucher in Deutschland haben im vergangenen Jahr mehr als 13 Milliarden Euro gespart, weil die Ölpreise so stark gefallen sind. Zum Jahresbeginn gaben die Preise nochmals um 20 Prozent nach. Öl kostet nur noch ein Viertel von dem, was vor vier Jahren zu bezahlen war. Das macht sich auch bei den Verbraucherpreisen bemerkbar. Aufgrund der niedrigen Energiepreise lag die Teuerungsrate in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr gerade mal bei 0,1 Prozent.


Wie haben sich die Energiepreise im vergangenen Jahr entwickelt?

Laut Statistischem Landesamt sind die Preise für Öl, Gas und Sprit im vergangenen Jahr um 6,8 Prozent zurückgegangen. Gas und Strom waren demnach um 3,2 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent billiger als noch im Jahr 2014.

Ist der Preisrutsch eine nachhaltige Entwicklung oder geht es mit den Ölpreisen bald wieder aufwärts?
Rohöl unterliegt seit jeher großen Preisschwankungen, die über einen längeren Zeitraum nicht vorhersehbar sind. Von 2011 bis 2014 ließ eine Hochpreisphase mit Preisen von mehr als 100 Dollar je Barrel (159 Liter) die Kassen der Ölproduzenten klingeln, die daraufhin kräftig in die Ausweitung der Kapazitäten investierten. Nun fließt das Öl. Beim aktuellen Preis werden dagegen Investitionen gestrichen oder verschoben. Deshalb wird das Angebot knapper - aber erst in einigen Jahren.

Dann bleibt Öl erst einmal billig?
Das vermuten fast alle Marktbeobachter aus dem Finanzsektor und bei internationalen Institutionen. Zwar sind die Preise seit vergangener Woche wieder leicht gestiegen. Das Ölpreisvergleichsportal Esyoil rechnet damit, dass mittelfristig die Preise noch weiter in den Keller gehen. Zu dem Preisrutsch beim Öl geführt haben die hohe Produktion in den USA aus Schieferöl, die fehlende Reaktion der Öl exportierenden Länder, die weiter auf hohem Niveau fördern, und die schwächelnde weltweite Nachfrage. Ärmere Ölländer wie Venezuela fördern Öl auf Teufel kaum raus, um Geld in ihre Staatskassen zu bekommen. Das gilt auch für Russland.

Dann kann ich mit dem Kauf von Heizöl noch warten?
Heizöl kostet gegenwärtig rund 40 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3000 Litern). Solche Preise gab es zuletzt 2004. Viele Kunden nutzen das Preistief, um sich günstig mit Brennstoff einzudecken. Händler berichten von Lieferzeiten bis zu 30 Tagen. Wer schnell Heizöl braucht, muss teilweise heftige Aufschläge zahlen. Hans Weinreuter, Energieexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, geht davon aus, dass die Heizölpreise mittelfristig niedrig bleiben werden. Auf Dauer jedoch rechnet er mit steigenden Ölpreisen.

Wird denn nun auch das Gas zum Heizen billiger?
Längst nicht so stark wie das Öl. Der Gaspreis hat den Anstieg des Ölpreises nach 2009 nur in abgeschwächter Form mitgemacht und fällt jetzt auch nur wenig. Rund 200 von 700 Gasversorgern haben aktuell leichte Preissenkungen von rund fünf Prozent angekündigt. In den vergangenen Jahren war Öl als Brennstoff für die Haushalte um rund 20 Prozent teurer als Gas. Mittlerweile ist es umgekehrt. Die Zeiten der Bindung des Gaspreises an den Ölpreis sind vorbei. Energieexperte Weinreuter rät daher Gaskunden, möglichst genau die Preise zu vergleichen. Bei einem Wechsel des Anbieters ließen sich im Einzelfall sogar bis zu 500 Euro im Jahr sparen.

Lohnt sich derzeit der Wechsel zu klimafreundlichen Heizungen, etwa einer Pelletheizung?
Ja, sagt Hans Weinreuter. Auch wenn die Investition mit fast 20000 Euro sehr hoch sei. Langfristig gesehen sei Öl ein Auslaufmodell, nicht zuletzt durch die Beschlüsse der jüngsten Klimakonferenz in Paris. Dort wurde beschlossen, die globale Erderwärmung zu verringern und langfristig den Anteil fossiler Brennstoffe wie Öl zurückzufahren. Aber auch mit kleineren Maßnahmen an der alten Heizung lasse sich Energie einsparen und die Umweltbelastung reduzieren, sagt Weinreuter. Daher rät er Besitzern von Ölheizungen, die Einsparungen durch das billige Öl in die Erneuerung der Technik zu investieren.

Und an der Tankstelle?
Der Preisrückgang beim Benzin kann rechnerisch nicht so hoch sein wie beim Rohöl, weil rund 70 Prozent des Preises aus Steuern und Abgaben bestehen. Deshalb hat der Benzinpreis nach unten nicht mehr viel Luft, selbst wenn sich der Rohölpreis nochmals halbieren sollte.

Von Eckart Gienke (dpa) und Bernd Wientjes

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