Billige Ausflucht

Alle Jahr wieder: Beim Run auf die Lehrstellen drohen viele Schulabgänger auf der Strecke zu bleiben. Die Ursachen sind sicher vielschichtig. Auch an den Ausbildungsplätzen geht die allgemeine Wirtschaftsflaute nicht spurlos vorüber.

Und spätestens seit der Pisa-Studie wissen wir, dass es um die elementaren Grundkenntnisse potenzieller Bewerber nicht eben zum Besten steht. Dass die angeblich zu hohe Ausbildungsvergütung der weiteren Schaffung von Lehrstellen zuwider läuft, klingt allerdings eher wie eine billige Ausflucht der Wirtschaft. Eine Beschneidung nach der Rasenmäher-Methode wäre ohnehin völlig absurd. Gerade im Bereich des Handwerks - hier werden die meisten Lehrstellen angeboten - sind die Bezüge zu einem beachtlichen Teil so knapp bemessen, dass sich eine zusätzliche Absenkung von selbst verbietet. Anders sieht es sicher in der Banken- oder Metallbranche aus. Doch selbst dort können Kürzungen der Azubi-Gehälter kein Allheilmittel sein. Dass gerade junge Leute ihr erstes selbst verdiente Geld eher in den Konsum investieren anstatt auf die hohe Kante zu legen, sollte auch nicht unterschätzt werden. Damit bilden sie nämlich eine wichtige Kaufkraft-Gruppe, von der die Wirtschaft trefflich profitiert. Überhaupt wäre es kurzsichtig, würden Betriebe ihre ökonomischen Probleme in erster Linie über die Streichung von Lehrstellen lösen. Bedingt durch die geburtenschwachen Jahrgänge könnten ihnen schon bald wichtige Fachkräfte fehlen. Allerdings darf es auch nicht sein, dass sich größere Unternehmen scheinbar immer mehr auf die kostensparende Abwerbung von ausgebildetem Nachwuchs verlegen. Im Zweifelsfall muss der Gesetzgeber gegen diese Ungerechtigkeit aktiv werden. nachrichten.red@volksfreund.de

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